Rohstoff des Jahres
Nickel und die Aufholjagd Foto: © chirnoagarazvan - Fotolia.com
Mit über 30 Prozent Plus hat sich der Nickelpreis auf Jahressicht stark entwickelt. Damit folgt er dem
allgemeinen Aufwärtstrend der Industriemetalle, die sich nach langer und verlustreicher Zeit seit 2016
langsam zurück auf dem Weg zu ihren Preisniveaus von 2011 befinden. Gerade bei Nickel ist die Lücke
weiterhin groß, dabei könnten eine günstige Marktsituation und nicht zuletzt die weltweite
Fahrzeugelektrifizierung den Rohstoff zukünftig zu einem der wertvollsten überhaupt machen.
// Anlagetrends · 2018 | 2
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Mit einem Kurs in Höhe von 13.900 US-Dollar ist Nickel an der
Börse derzeit so viel wert, wie seit fast drei Jahren nicht mehr.
Zwischenzeitlich war der Preis für ein Tonne des Rohstoffs sogar
über 14.000 Dollar gestiegen. Ausgehend von dem letzten größeren
Tief im Juni 2017 bei zirka 8.740 Dollar entspricht das einem
Kursanstieg von mehr als 60 Prozent. Dennoch klafft eine gewaltige
Lücke zu den früheren Preisen aus den Jahren 2015, 2011 und
2007, als es für die Tonne Nickel auch schon mal gut 20.000,
knapp 30.000 und sogar mehr als 50.000 Dollar gab.
Diese Lücke dürfte daher aus Anlegersicht ein gewaltiges Potenzial
mit sich bringen. Denn Industriemetalle im Allgemeinen sind,
nach den verlustreichen Jahren zwischen 2011 und 2015, seit 2016
wieder gefragt. So stieg der Bloomberg Commodity Index von Anfang
2016 bis heute um 65 Prozent. Nickel stieg mit, doch noch
immer ist es das Industriemetall, das am weitesten von seinem
2011er Hoch entfernt ist. Dabei spricht derzeit viel aus dem realwirtschaftlichen
Umfeld für steigende Preise.
Zum einen das Angebotsdefizit. Im Zuge der Preisschwäche mussten
in den letzten Jahren viele Bergbauunternehmen ihre Investitionen
kürzen, womit das Minen-Angebo+t in der Folge nicht
mehr ausreichte, um die weltweite Nachfrage zu decken. Das wird
sich wohl auch im laufenden Jahr nicht ändern. Laut der Internationalen
Studiengruppe Nickel werde die primäre Produktion des
Rohstoffs 2018 um 148.000 Tonnen, gemessen an der Nachfrage
also um 8,7 Prozent, hinter dem primären Nickelbedarf (2018: 2,1
Millionen Tonnen) zurückbleiben, schreibt Nitesh Shah, Director
Commodities Strategist bei ETF Securities. Das Angebotsdefizit
gehe damit in das dritte Jahr in Folge, so der Experte weiter. Vor
allem in China dürfte Nickel knapp werden, glauben die Analysten
von Wood Mackenzie. Die Volksrepublik sei für etwa die Hälfte
der weltweiten Nachfrage verantwortlich, aus Gründen des Umweltschutzes
hätten die Chinesen aber Minen geschlossen, weshalb
sie nun mehr auf dem Weltmarkt nachfragen dürften.
Hinzu kommt zum anderen ein wahrscheinlicher Anstieg der
Stahlproduktion um fünf Prozent 2017 und wohl auch 2018. Davon
zumindest geht das internationale Edelstahlforum aus. Und
mit einem Anteil von 67 Prozent ist die Stahlindustrie schließlich
der größte Nickel-Nachfrager überhaupt. Für den Moment
spielt natürlich auch der schwache US-Dollar eine Rolle, da dies
die meist in Dollar gehandelten Rohstoffe für Käufer aus anderen
Währungsräumen günstiger macht.
Zu guter Letzt dürfte mit der weltweiten Fahrzeugelektrifizierung
dann auch noch einer der größten Megatrends überhaupt Nickel
in die Karten spielen. In den meisten Elektro-Autos käme eine Lithium
Nickel-Mangan-Kobalt-Kathode zum Einsatz, erklärt ETFSecurities
Experte Shah. Die Chancen, dass sich diese langfristig
durchsetze, stünden gut. Und während derzeit Nickel, Mangan und
Kobalt noch zu gleichen Teilen vorkämen, verschiebe sich das Verhältnis
der Metalle allmählich zugunsten von Nickel auf 8:1:1.
Nach den Prognosen der Internationalen Energiebehörde sollen 2025
zudem zwischen 40 und 70 Millionen Elektrofahrzeuge über die
Straßen rollen. Heute sind es gerade einmal zwei Millionen. Dass der
Nickelpreis seine Aufholjagd also weiter fortsetzt, ist gut möglich.
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