UHREN-SPEZIAL
Wie
der Rubin in die
Uhr kam
Wissen und Technik
Der Mathematiker Fatio de Duillier
fand heraus, dass die leuchtend roten
52 // Anlagetrends · 2019 | 1
Edelsteine nicht nur mit äußerer
Schönheit aufwarten, sondern auch innere
Werte haben. Sie sind extrem hart
– und damit perfekt für mechanische
Uhrwerke.
Nicolas Fatio de Duillier (1664-1753)
aus Basel hatte mit Uhren beruflich
anfangs wenig im Sinn. Nach seinem
Studium der Mathematik beschäftigte
er sich zunächst mit optischen
Gläsern. Nebenbei entwickelte er ein
Verfahren, mit dem sich in Edelsteine
Löcher bohren ließen. Der überragenden
Bedeutung seiner Erfindung für
die Uhrmacherei war sich Fatio de
Duillier dabei wenig bewusst.
Erst die Begegnung mit den Brüdern Pierre und Thomas Debaufre
eröffnete ihm die Welt der Zeitmessung. Die beiden französischen
Uhrmacher erkannten gegen 1700 den Wert dieser Technologie für
ihren Berufszweig. Damals bohrten Uhrmacher Löcher in das Messing
der Platinen, Brücken und Kloben. In diesen drehten sich dann
die Zapfen der Anker- und Unruhwelle sowie die des Räderwerks.
Druck und hohe Rotationsgeschwindigkeiten führten infolge der
Lagerreibung zu großen Abnutzungserscheinungen.
Vorsprung durch die neue Lagertechnik
Gemeinsam beantragte das in London lebende Trio ein Patent auf
die Verwendung von gelochten Rubinen als Lager. 1704 konnten sie
ihre Urkunde entgegennehmen. Unmittelbar darauf begannen sie,
gebohrte und ungebohrte Steine für Uhrwerke herzustellen. Durch
diese revolutionäre Lagertechnik erlangte die englische Uhrmacherei
einen großen Vorsprung gegenüber der kontinentalen Konkurrenz.
Diese hielt während des gesamten 18. Jahrhunderts an. Seit
1902 wurde in den Uhrwerken der künstliche oder synthetische
Rubin verbaut. Seine herausragenden Materialeigenschaften und
sein günstiger Preis machten ihn zur ersten Wahl.