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Die FED knickt ein
Jerome Powell
Foto © Federalreserve
ZITAT DES QUARTALS
„Die wahrscheinlichste
Variante ist,
dass es moderates
Wachstum gibt.“
Achim Wambach, ZEW-Präsident zur
deutschen Konjunkturentwicklung
APHORISMUS DES QUARTALS
„Kompromisse setzen die
Beherrschung der Kunst
voraus, eine Torte so aufzuschneiden,
dass jeder
glaubt, er habe das größte
Stück bekommen.“
Ludwig Erhard (1897 – 1977)
Kopf des Quartals
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Für Powell selbst allerdings ist der
Schwenk heikel. Nach außen sieht es jetzt
nun so aus, als mache Powell einen Diener
vor Trump. Dieser hatte im Dezember
gewohnt lautstark seinen Unmut über die
harte Haltung der Fed kundgetan und damit
gedroht, er wolle den von ihm ernannten
Powell aus dem Amt werfen. Kurzfristig
mag das die Märkte wieder beleben,
langfristig aber schwächt es die Glaubwürdigkeit
der Fed - die steigenden Goldpreise
sind auch ein Warnsignal, dass das Grundvertrauen
schwindet.
Danach befragt, ob das Abrücken vom
Zinserhöhungskurs ein Einknicken vor
Trump sei, antwortete Powell kategorisch,
dass die Fed einzig dem Ziel der Preisstabilität
und der Vollbeschäftigung verpflichtet
sei. Powell bemühte sich auch,
die Euphorie der Märkte wieder etwas einzudämmen.
Gleich mehrfach betonte er,
dass man jetzt noch nicht wissen könne,
ob nun schon das Ende des Zinserhöhungszyklus
erreicht sei oder doch nur
eine Pause. Mit Blick auf die neue Flexibilität
bei der Bilanzsumme stellte Powell
klar, dass die Fed diese Maßnahme nicht
als politisches Instrument, sondern als
rein technische Anpassung nutzen wolle.
Donald Trump hat gewonnen. Der USPräsident
hatte den Fed-Chef Jerome Powell
wochenlang unter Druck gesetzt, die Geldschleusen
weiter offen zu halten und den Aufschwung
nicht durch weitere Zinserhöhungen
abzuwürgen. Noch im Dezember galt Powell
- nicht nur im Weißen Haus – als regelrechter
Märkteschreck und ließ die Kurse mit seiner
Hardliner-Rhetorik purzeln. Ein kleiner Weihnachtscrash
war die Folge. Damals hatte der
Fed-Chef klargestellt, dass die Fed sich in ihrer
Politik nicht von den Finanzmärkten treiben
lasse und also mit ihrem Zinserhöhungskurs
durchaus noch fortfahren könnte. Die durch
die Krise aufgeblähte Bilanzsumme werde
man im Autopilot-Modus weiter abschmelzen.
Sechs Wochen später klingt Powell plötzlich
ganz mild. Auf der ersten Sitzung im neuen
Jahr gab sich Powell großzügig. Für weitere
Zinserhöhungen bestehe vorerst kein Anlass,
und selbst eine Zinssenkung als nächsten
Schritt wollte er nicht kategorisch ausschließen.
Und auch bei der Normalisierung der Bilanz
könne man den Autopilot-Modus verlassen
und flexibel reagieren. Das ist ganz nach dem
Geschmack von Trump und der Wall Street,
denn im Klartext heißt das: Die geldpolitischen
Zügel der Notenbank werden nicht weiter angezogen,
die Märkte behalten genug Liquidität.
Prompt steigen die Kurse wieder.
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“Great plan.
Could we got some more details?”
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