AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Fakten, die zum Schwarzmalen zwingen. Wo es Risiken gibt, gibt
es meist auch Chancen. Und so ist es auch mit Blick auf Europas
Aktienmärkte.
Chancen und Risiken
Auch wenn nicht sehr wahrscheinlich und damit eher eine kleine
Chance, ein sogenannter Exit vom Brexit könnte für eine Erleichterungsrally
an den Märkten sorgen, wäre es doch ein klares Votum
gegen den Zerfall Europas und würde vor allem viele wirtschaftliche
Unwägbarkeiten auf einen Schlag beseitigen. Dafür müsste
aber zunächst ein zweites Referendum her und selbst dann gilt es
nicht als ausgemachte Sache, dass sich die Briten noch einmal umentscheiden.
Der Brexit bleibt also mehr Risiko als Chance. Genauso
wie die Schulden Italiens. Solange die Probleme dort nicht
gelöst seien, würden internationale Investoren keine gewichtigen
Positionen in Europa aufbauen, gab BlackRock-Anlagestratege
Felix Herrmann Ende 2018 einen pessimistischen Ausblick. Als
größtes Risiko gilt aber wohl das gefährliche Stottern der globalen
Wirtschaft. Vor allem ein sich verlangsamendes Wachstum in
China bereitet Sorgen. Mit einer sich abschwächenden Weltkonjunktur,
gibt Herrmann zu bedenken, gebe es weniger Schutz gegen
die diversen geopolitischen Risiken.
Die größte Chance dürfte darin liegen, dass Anleger im vergangenen
Jahr schon viele Negativszenarien in ihren Entscheidungen
berücksichtigt haben, diese also zu einem großen Teil in den Aktienkursen
eingepreist sein sollten. Dazu gehören auch Ängste vor
einer globalen Rezession, die viele Experten jedoch für verfrüht
halten. Der weltweite Wirtschaftsaufschwung dürfte anhalten, nur
die Dynamik schwächer werden, prognostiziert die Deka in ihrem
Basisszenario für 2019. „Selbst unter Berücksichtigung der insbesondere
in Europa und Asien rückläufigen realwirtschaftlichen Daten,
deutet die Mehrzahl der Frühindikatoren noch immer auf ein
14 // Anlagetrends · 2019 | 2
globales Wachstum jenseits der drei Prozent hin“, heißt es in der
Analyse weiter. Mit Blick auf Europa schreibt die BayernLB: Unter
dem Strich sollten 2019, sofern ein No-Deal-Brexit vermieden
werden kann, positive Quartalwachstumsraten stehen. Hilfreich:
Die EZB dürfte 2019 von einer ersten Zinsanhebung absehen und
die US-Notenbank Fed ihren Leitzins wohl nur zweimal anheben.
Mit Blick auf den Aktienmarkt sind die Einstiegsmöglichkeiten
nach dem Korrekturjahr 2018 also verlockend, die Gewinne vieler
Firmen sind schließlich noch immer hoch. Das Kurs-Gewinn-
Verhältnis europäischer Aktien ist seit Anfang 2018 um 25 Prozent
auf 12,0 gefallen. Und damit auf ein Fünfjahrestief, wie die Analysten
der Deka bemerken. Mit Beginn des neuen Jahres ließen
sich Anleger so auch nicht lange bitten. Mit rund acht Prozent
steht der Euro Stoxx 50 bislang im Plus. Und: Die Bank of America
Merill Lynch-Umfrage unter rund 200 Fondsmanagern kam
jüngst zu dem Ergebnis, dass jene europäische Aktien wieder höher
gewichten, US-Aktien dagegen zum ersten Mal seit neun Monaten
netto untergewichten. Bleibt die Frage, wo – sollte sich die Erholung
fortsetzen – am ehesten Kursgewinne eingefahren werden
können. Eines hat bereits 2018 gezeigt: Vor allem zwischen den
einzelnen Branchen gibt es große Unterschiede.
Unternehmen, Konzerne, Branchen – Wo investieren?
So ächzt die Autoindustrie weiter unter der Last drohender Fahrverbote
für Diesel und vor allem unter den hohen Investitionen in
die Mobilitätswende. Darüber hinaus drohen weiter Strafzölle aus
den USA, und schwächt sich in China wie erwartet das Wachstum
ab, träfe das vor allem die europäischen Autobauer. Aktien, wie die
von Volkswagen, Daimler oder BMW, locken mit KGVs von 5, 6,1
und 6,6 sowie hohen Dividendenrenditen von 4,5, 6,9 und 5,6 Prozent
zwar zum Einstieg, doch die Herausforderungen für die Zukunft
scheinen riesig. Die Konkurrenz in Asien erstarkt. Tesla bleibt
Foto © NicoElNino - Shutterstock.com
/Shutterstock.com