AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Bodenschätze 4.0 –
Wie viel Potenzial steckt in den
Rohstoffen von morgen?
Ob nun Elektrifizierung, Automatisierung oder Digitalisierung, die Weltwirtschaft befindet sich in
ihrem größten Umbruch seit der Industrialisierung. Mindestens. Das schafft auf Unternehmensseite
nicht nur neue Angebote, es verändert auch die Nachfrage. Ganz besonders die nach Rohstoffen.
Längst sind diese auch an der Börse keine Geheimtipps mehr. Das hat sie und die Unternehmen, die
sie fördern, teuer gemacht. Doch noch immer scheint ihr Potenzial riesig. Ein Überblick.
Kobalt
Angebot, Nachfrage und Preis des schweren, silberblauen Metalls,
das nicht nur leitfähig, sondern mit Blick auf seine magnetische
Eigenschaft auch extrem hitzebeständig und inzwischen neben
Lithium und Coltan essenzieller Bestandteil von Smartphone-Akkus
und E-Auto-Batterien ist, haben zuletzt eine ziemlich rasante
Achterbahnfahrt hingelegt. Die globale Nachfrage beispielsweise
verdoppelte sich zwischen 2010 und 2015 von 65.000 auf über
120.000 Tonnen pro Jahr. Damit explodierte auch der Preis für
den wertvollen Rohstoff, dessen weltweit bekannte Vorkommen
bei rund 25 Millionen Tonnen liegen. Allein 2017 verteuerte sich
das Metall um 129 Prozent. Anfang 2018 dann kostete eine Tonne
Kobalt 95.000 US-Dollar. Eine Vervierfachung gegenüber den
Tiefstständen von 2016.
Danach allerdings folgte eine heftige Korrektur, welche aus einem
zwischenzeitlichen Überangebot herrührte. Und so verkaufte sich
die Tonne Kobalt Ende 2018 für 55.000 Dollar und zuletzt sogar
nur noch für rund 31.000 Dollar. 2019 könnte sich das Angebot
nun wieder verknappen und der Preis somit bereits Mitte des Jahres
um 30 Prozent höher stehen, glauben die Experten des unabhängigen
Beratungsunternehmens Capital Economics. Grund dafür
ist der vorübergehende Exportstopp, den der Rohstoffkonzern
Glencore für eine seiner Kobalt-Minen im Kongo wegen zu hohem
Uran-Gehalt verhängt hat und einige Monate anhalten dürfte.
Aber auch längerfristig steht laut den Londoner Analysten einer
Preissteigerung wenig im Weg. Bis 2020, schreiben sie, könnte die
Tonne Kobalt wieder 80.000 Dollar kosten.
30 // Anlagetrends · 2019 | 2
Grund dafür ist zuvorderst der weiter ansteigende Marktanteil
von Elektro- und Hybridfahrzeugen, denn in deren Batterien ist
Kobalt bislang unersetzbarer Bestandteil. Allein Tesla braucht im
Schnitt zwischen zehn und zwölf Kilogramm Kobalt je Fahrzeug.
Und würden 2030 rund 30 Prozent der Neuwagen über einen
Elektroantrieb verfügen, was Schätzungen der Boston Consulting
Group (50 Prozent, inklusive Hybridmodelle) sogar unterschreitet,
entspräche das einer zusätzlichen Kobalt-Nachfrage von
rund 300.000 Tonnen und damit dem doppelten des aktuellen
Marktvolumens.
Mag derzeit ein Überangebot bestehen, langfristig dürfte gerade
die Versorgungssituation mit Blick auf den politisch extrem instabilen
Kongo, dessen Minen für rund zwei Drittel der globalen Förderung
verantwortlich zeichnen, ein Risiko bleiben. Allein rund
20 Prozent des weltweiten Angebots stammt Schätzungen nach
aus unkontrollierten, informell betriebenen Kleinminen.
Es scheint, als könnte den Anstieg des Kobaltpreises auf lange
Sicht nur eines aufhalten: Batteriezellen, die ohne das teure Metall
auskommen. Tesla und Panasonic forschen bereits an Alternativen,
doch bis es die bei einem Erfolg marktreif gibt, dürfte es noch
dauern.
In Kobalt zu investieren, bleibt gerade nach den jüngsten Korrekturen
verlockend, dürfte aber weiter nichts für Anleger mit
schwachen Nerven sein. Was vor allem daran liegt, dass es hierzulande
weder Kobalt-ETFs noch spezielle Kobalt-Aktienfonds gibt.
Bleibt das Investment in einzelne Aktiengesellschaften. Mit Blick