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Das Debakel des Orakels
Foto © whatinvestment.co.uk
Neil Woodford
ZITAT DES QUARTALS
„Wir brauchen
dafür eine Braunkohleplanung,
die zehn bis
15 Jahre dauert und sehr viel
Geld kostet. Wenn das so
gewünscht ist, machen
wir es.“
Rolf Martin Schmitz, Vorstandsvorsitzender
der RWE AG, zum Erhalt des
Hambacher Forstes
APHORISMUS DES QUARTALS
„Papiergeld kehrt
früher oder später zu
seinem inneren Wert
zurück – null.“
Voltaire (1694 – 1778)
Kopf des Quartals
11
genannt wurde, wird liquidiert. Diese Entscheidung
sei „im besten Interesse aller Anleger“,
erklärte Link. Weiter hieß es: Klar
sei jedoch, dass diese mit großen Verlusten
zu rechnen hätten. Während die britische
Finanzaufsicht FCA das Vorgehen begrüßte,
teilte Woodford selbst mit, er könne
Links Entscheidung nicht akzeptieren.
Doch ganz offensichtlich muss er dies.
Bereits im Juni war Woodfords Fonds geschlossen
worden, da er zu große Mittelabflüsse
verzeichnete. Über zwei Jahre hinweg
lief der Fonds immer schlechter. Bis zum
Jahresende hin sollte ihn Woodford deshalb
in Richtung liquiderer Produkte umstrukturieren.
Für Links zeichnete sich jedoch
offenbar schnell ab, dass dies in diesem
Zeitraum nicht Erfolg versprechend funktionieren
würde, und zog die Reißleine.
Es ist der vorläufige Tiefpunkt für den
59-jährigen Woodford, der in seiner mehr
als 30 Jahre andauernden Fondsmanager
Karriere zwischenzeitlich mehr als
15 Milliarden Pfund verwaltete, durch
Dotcom-Blase wie Finanzkrise einst vergleichsweise
wenig Schaden davontrug
und alles in allem als Großbritanniens
bester Fondsverwalter galt. Nun scheint
sein Ruf mehr als angekratzt. Ganz bestimmt
kaputt ist der des „Orakels“. OG
Mit Orakeln ist das ja so eine Sache. Ob
nun auf der Suche nach der großen Liebe,
Erfolg im Beruf oder Glück im Spiel, es
gibt sie quasi überall. Besonders präsent war
die Spezies in den vergangenen Jahren bei
großen Sportturnieren. Krake „Paul“, das
Fußball-WM-Orakel von 2010, hat gar
einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Inzwischen
verstorben, wählte er einst acht Mal
in Folge die richtige Flagge im Aquarium,
sprich die der Gewinnermannschaft. Er
verstarb im selben Jahr, weshalb er seine
hellseherischen Fähigkeiten nicht bestätigen
konnte. Doch Kuh Yvonne, Elefant
Nelly oder Elch Konstantin, sie alle nahmen
der tierischen Zukunftsvorhersage
in der Folge schnell die Magie. Mal lagen
sie richtig, mal falsch. So interessierte sich
bald kaum noch wer für die Orakelei.
Dass es sich demnach, einmal zum Orakel
auserkoren, recht gefährlich lebt, darf
gerade auch der ehemalige Star-Fondsmanager
Neil Woodford erfahren. Die Betonung
liegt auf ehemalig, spätestens seit
dem 15. Oktober nämlich ist er das, ein
Star, nicht mehr. Mit sofortiger Wirkung
wurde der Brite vom Fondsverwalter Link
Fund Solutions seiner Aufgaben entbunden.
Der Equity Income Fund des „Orakels
von Oxford“, wie Woodford ob seiner
teils glänzenden Aktienauswahl lange Zeit
Illu © Bernd Zeller Welcome to toonpool.com
„So nah am Sender zu wohnen,
ist sicher schädlich.“
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