populär wie dieser Tage. Tendenz steigend, da es vor allem junge
Menschen sind, die sich diesem Trend im großen Stil unterordnen.
Die Zielgruppe bricht Adidas und Co. also so schnell nicht
weg. Und die Herzogenauracher wissen sie zu bedienen. So soll die
Produktpalette in Zukunft noch nachhaltiger werden, 2021 ein
Schuh, der zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial besteht, auf den
Markt kommen. Massiv ausbauen will Europas Branchenprimus
dazu weiter den Onlinehandel. Und auch wenn das Wachstum
auf dem Heimatmarkt stagniert, die Zuwächse in den USA, China
wie vielen Schwellenländern gleichen dies locker aus. Global ist das
Potenzial nach wie vor riesig, in Europa stellt sich Adidas gerade
neu auf.
Vorsicht vor übertriebenen Renditeerwartungen und
der Konkurrenz
Dennoch, schreibt Exane-BNP-Paribas-Analyst Warwick Okines,
sei die Adidas-Aktie für ihn in den kommenden zwölf Monaten
nicht das attraktivste Branchenpapier. Sowohl Nike als auch Puma
würden mit Blick auf die Umsätze schneller wachsen. Ausgerechnet
der Erfolg der eigenen Branche wird für Adidas so gleichzeitig
zur Herausforderung. Mit ihm nämlich erstarkt die Konkurrenz.
Und gerade Adidas profitierte lange Zeit von der Heimatmarktschwäche
Nikes und einer Puma-Produktpalette, der die Verkaufsschlager
fehlten. Der Innovationsdruck wird damit zunehmen. Die
Kosten aber dürfen nicht erheblich steigen, sollen die Gewinne
30 // Anlagetrends · 2020 | 1
weiter zulegen. Heißt: Höher und weiter hinaus, ja, aber eben
nicht zu schnell.
Gleiches gilt für Anleger. Die Erwartungen in Bezug auf die Aktie
sind hoch. Zu hoch, findet Kepler-Chevreux-Analyst Jürgen
Kolb und warnte kürzlich in einer Studie vor „übertriebenen Renditeerwartungen“.
Das erwartete KGV für 2019 liegt bei knapp
28. Nach einem steilen Anstieg im bisherigen Jahresverlauf sei das
Papier reif für eine Pause, sagt Kolb. In der befindet es sich allerdings
bereits. Seit dem Rekordhoch aus dem August gab es erst einen
spürbaren Rücksetzer, ehe im September eine leichte Erholung
folgte. Danach lief die Aktie seitwärts. Veröffentlicht Adidas zum
Jahresende hin starke Zahlen – die Performance der Konkurrenz,
genauso wie die eigene Prognose, deuten darauf hin –, könnte die
300-Euro-Marke wieder in Angriff genommen werden.
Klingt verlockend. Es mangelt der Adidas-Aktie de facto nicht an
langfristigem Aufwärtspotenzial. Wenn da nur nicht die Sache mit
der Fallhöhe wäre. „Schneller, höher weiter“, an der Börse kann
dieses Spiel viel Spaß machen. Und besonders die Adidas-Aktie
lädt derzeit dazu ein. Doch Anleger sollten nicht vergessen, wo die
Aktie herkommt. Die Kursentwicklung in den vergangenen Jahren
war eine phänomenale. Und sie droht der realwirtschaftlichen Performance
davonzulaufen. Kehrseiten wie diese gilt es, nicht außer
Acht zu lassen. Dann muss man sich entscheiden. Oliver Götz
Foto: © kasper rorsted adidas group - www.adidas-group.com
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Hat gut lachen:
Kasper Rosted führt Adidas von einem Rekordjahr ins nächste.
/www.adidas-group.com