AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Gastbeitrag
Trübe Aussichten
an den Märkten
Seit Jahresbeginn gab es weltweit 43 Zinssenkungen.
Gleichzeitig reagiert die Realwirtschaft immer weniger
auf geldpolitische Maßnahmen. Es scheint, als würden
Zentralbanken versuchen, einem Abschwung entgegenzuwirken,
den sie längst nicht mehr unter Kontrolle
haben. Das Jahr 2020 könnte an den Märkten so zu
einer Kehrtwende werden.
Die erneute geldpolitische Lockerung der
EZB sowie einige ermutigende Signale im
Handelskonflikt sorgten im September
dafür, dass die durch umgekehrte Signale
Anfang August verursachten Verluste an
den Börsen in etwa wettgemacht wurden.
32 // Anlagetrends · 2020 | 1
Die Zurückhaltung der Fed und ihre
zaghaften Kommentare anlässlich der
bescheidenen Leitzinssenkung um 0,25
Prozent sowie der inzwischen geringe
Einfluss der EZB auf die Märkte haben
jedoch einen deutlicheren Aufwärtstrend
an den Aktienmärkten verhindert. Der
EURO STOXX, der amerikanische S&P
500 und der japanische Nikkei schafften
es nicht, dieses dritte Quartal 2019 deutlich
über den Ende April erreichten Niveaus
zu beenden, die einer allgemeinen
Erleichterung zu Jahresanfang zu verdanken
gewesen waren. Der US-Dollar wurde
von der nach wie vor zu straffen US-Geldpolitik gestützt und
trug damit maßgeblich zur unterdurchschnittlichen Entwicklung
der Aktienmärkte in Schwellenländern bei, die deutlich unter
den diesjährigen Höchstständen blieben. Die Anleihemärkte verzeichneten
nach dem starken Einbruch im August weltweit eine
Konsolidierung.
Hoffen auf fiskalische Impulse
Diese Marktentwicklungen dürften heute kaum noch überraschen.
Keine der verschiedenen Aussichten ist für Anleger in dieser
Spätphase des Zyklus besonders verheißungsvoll: Rund um
den Globus ist die Geldpolitik bereits extrem locker (weltweit
gab es seit Jahresanfang 43 Zinssenkungen!) und nur noch wenig
wirkungsvoll. Die Fed scheut sich weiter davor, einen Gang
zuzulegen, und eine Erholung der chinesischen Wirtschaft bleibt
bislang aus. Die neue makroökonomische Hoffnung richtet sich
nun auf fiskalische Impulse zur Rettung des Konjunkturzyklus.
Diese Hoffnung kann sich aber nur erfüllen, sofern sich ein politischer
Konsens bildet, der sich aber für die Märkte zu langsam
entwickelt. Der einzige Lichtblick scheint daher eine Beilegung
Didier Saint-
Georges
Managing Director and
Member of the Strategic
Investment Committee,
Carmignac