AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
42 // Anlagetrends · 2020 | 2
Auch das Nachhaltigkeitskriterium wird bei Akku-Fahrzeugen nur
sehr bedingt erfüllt. Denn zu den teilweise massiven Umweltbelastungen
durch den Abbau der Batterierohstoffe Kobalt, Nickel und
Lithium und der problematischen Entsorgung gebrauchter Akkus
kommt hinzu, dass der notwendige Strom aus dem Netz weiterhin
zu erheblichen Teilen aus fossilen Brennstoffen wie Gas und Kohle
gewonnen wird. Emissionen werden damit quasi zum Teil nur von
der Straße in Kraftwerke verlagert, so dass die CO2-Bilanz unterm
Strich nicht sehr vorteilhaft ausfällt.
Laut einer 2018 veröffentlichten Umfrage der Beratungsgesellschaft
KPMG unter mehr als 200 hochrangigen Managern aus der Automobilindustrie,
halten drei Viertel der Befragten die Brennstoffzellentechnologie
für die bessere Alternative im Vergleich zu Batterien.
Aufgrund der enormen Fortschritte in den letzten Jahren feiert die
Technologie nach langem Warten gerade ihren Durchbruch. Etliche
große Automobilhersteller setzen auf den Brennstoffzellenantrieb
als Ergänzung zum Elektromotor. Die ersten in Deutschland
erhältlichen Serienfahrzeuge sind der Hyundai Nexo und der Toyota
Mirai. Auch Daimler verwendet in der Vorserie GLC F-Cell
Brennstoffzellentechnik. Daneben setzen u.a. auch die Hersteller
BMW, VW, Audi, Ford und Honda auf die Weiterentwicklung der
Wasserstofftechnik.
Der Onlinehändler Amazon setzt in zahlreichen Logistik-Lagern
bereits Gabelstapler mit Brennstoffzellen ein und auch die MautÜberwachungsflotte
des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) wurde
bereits mit Brennstoffzellen ausgestattet. Auch Prototypen von
Zügen und Flugzeugen werden bereits getestet. Doch natürlich hat
auch die Wasserstoff-Technologie Nachteile. Diese liegen vor allem
in den hohen Kosten der komplexen Technik, sowie des auf Platin
basierenden Katalysators. Durch Ersatzmaterialien, den Einsatz in
der Serienproduktion und Skalierungseffekte dürften jedoch auch
hier die Preise deutlich sinken.
Die Brennstoffzelle findet Anwendungsmöglichkeiten in zahlreichen
Branchen und Bereichen. Neben sämtlichen Mobilitätsformen
an Land im Wasser und in der Luft können Kraftwerke durch die
Technologie Strom und Wärme generieren oder in Form von Wasserstoff
gespeicherte überschüssige Energie bei Nachfrage wieder in
Strom umwandeln. Auch in der Militärtechnik kommt die Brennstoffzelle
bereits beispielsweise in Funkgeräten, Laptops, zur Grenzsicherung
oder als Drohnenantrieb zum Einsatz. Und auch in anderen
Bereichen, in denen kein Zugang zum Stromnetz besteht, ist die
Technologie eine interessante Option. So könnte die Brennstoffzelle
beispielsweise auf Ölfeldern und -plattformen, in Wetterstationen
und oder im Campingbereich bisherige Lösungen mit herkömmlichen
Stromaggregaten verdrängen. BAS
ist er um 6 Prozent auf 200 Millionen USDollar
zurückgegangen. Immerhin rechnet
Ballard Power ab 2020 mit einem deutlichen
Wachstum. Der Brennstoffzellenmarkt stehe
vor dem Durchbruch.
Das könnte stimmen. Nach einer Prognose
des Verbands Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau (VDMA) soll der Markt für
Brennstoffzellen im beginnenden Jahr 2020
bei rund zwei Milliarden Euro liegen. Die
Analysten von Lynx-Broker diagnostizieren:
„Dies wäre im Vergleich zu 2017 eine satte
Verzehnfachung des Umsatzes. Ein Großteil
des explosiven Wachstums dürfte aus dem
Automobilsektor kommen.“ Laut Navigant
Research sollen im Jahr 2024 weltweit bereits
knapp 230.000 Autos und Busse mit Brennstoffzellentechnologie
abgesetzt werden. Im
Jahr 2017 lag die Zahl trotz Verdopplung im
Vergleich zum Vorjahr noch bei gerade mal
6.500 Einheiten. Kein Wunder, dass Brennstoffzellen
Aktien immer mehr in den Fokus
der Anleger rücken.
In den deutschen Medien werden derzeit
noch Elektroautos mit großen Akkus als
die Antriebslösung für eine Revolution auf
der Straße gepriesen. Als Hindernisse gelten
hierbei jedoch nicht nur die explodierenden
Preise bei den knappen Batterierohstoffen
Kobalt und Lithium. Auch die nach wie vor
begrenzte Reichweite von wenigen hundert
Kilometern, die durch Heizung, Klimaanlage,
Radio und Licht teilweise erheblich
eingeschränkt wird, macht Batteriefahrzeuge
für viele Verbraucher unattraktiv. Als
Haupthindernisse gelten darüber hinaus
die nach wie vor langen Ladezeiten, sowie
die notwendige Infrastruktur für Ladestationen.
Um zukünftig mehrere Millionen
Fahrzeuge mit Strom zu versorgen, müsste
in der Stadt, vor allem aber auch auf dem
Land eine extrem große Zahl an Parkplätzen
mit Ladestationen ausgerüstet werden.
Allein das Infrastrukturproblem dürfte sich
deshalb als enorme Hürde für batteriebetriebene
Fahrzeuge erweisen.