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Schliekers Börsenjahr
How to
Grow Online (Fast)
Tech-Giganten wie Amazon, Google und Facebook dominieren unseren Alltag – in Zeiten von Kontaktbeschränkungen
und Lockdown mehr denn je. Anleger, die auf das richtige Pferd gesetzt haben, freuen sich über
Mega-Renditen. Europäische Unternehmen sucht man vergebens – und das wird wohl auch so bleiben.
Irrungen und Wirrungen der amerikanischen Politik nebst deftiger
Nachwahlkämpfe mögen die dortigen stark verfeindeten Fronten noch
lange bewegen. Ebenso natürlich die ausländischen Beobachter oder
gar Sich-Einmischer und die gewohnt sich als
wissende Ratgeber für alternativlos haltenden
Deutschen. Weise ist das alles nicht, und die
zahlreichen nebeneinander her existierenden
Realitäten haben noch keine Wahl getroffen,
welche bestimmend für die nächsten Jahre
sein wird und welche eher nicht.
Fakt ist wohl, dass weder gender- und korrektheitsbebende
Ostküsteneliten in den
USA allein die Zukunft beherrschen werden
noch die sich als hip und hop empfindenden
Silicon-Valley-Chipster. Wenn man aus
Google Earth einmal herauszoomt, wandeln sich auch die USA zu
einem, wenn auch dominanten, Flicken auf der Planetenoberfläche,
und da sticht jetzt nicht der Sojafarmer heraus, ebenso. wenig wie der
Tagelöhner aus China oder der Bürokrat aus Deutschland. Wäre die
Karte der Welt nach Zukunftsträchtigkeit eingefärbt, sähe man wohl
Südostasien intensiv, Nordamerika ebenso, und ein paar Flecken in
Europa. Die Cloud- und Computerindustrie ist in mancherlei Hinsicht
Old Economy, in anderer allerdings Zukunftstreiber.
Diejenigen amerikanischen Unternehmen, die früh auf die sogenannte
Cloud als Basis ihres weltumgreifenden Geschäfts gesetzt haben, sowohl
im B-to-B-Business als auch im Endkundengeschäft, stechen
an der Börse genauso heraus wie auf der Weltkarte, darunter prominent
Amazon, ein Unternehmen, das im letzten Quartal 6,3 Milliarden
Dollar verdiente und damit die Anleger nicht einmal begeistern
konnte. Amazon und sein Chefgründer Jeff Bezos hatten Gewinn
längere Zeit als schmutziges Wort betrachtet und steckten jeden
Cent, ob verdient oder geborgt, in das Wachstum. Kann man machen,
wenn man die Macht hat, kann aber
ein Fehler sein. Bei Amazon war es das nicht,
viele andere Strategen dieser Art sind längst
vergessen, und diejenigen, die keine Macht
an der Spitze haben oder die Lizenz zum
Verärgern der Aktionäre, stolpern nun teils
hinterher, wie etwa die deutsche SAP. Wobei,
wäre man in der Verlegenheit, die atemberaubenden
Börsenpreise einer Amazon-Aktie
womöglich eher Einstiegskurse sind als die
heruntergestraften einer SAP.
Amazon hat seinen Kurs in den vergangenen
15 Jahren – diese Spanne wird immer mal wieder als Anlagehorizont
seriöser Aktiensparer genannt – von etwa 28 Euro auf nahe an 3.000
Euro gesteigert, was in Prozentzahlen nicht mehr würdevoll auszudrücken
ist. SAP stieg von rund 30 Euro auf zeitweise nahe an 140
– gut vervierfacht also im gleichen Zeitraum. Der Hasardeur hätten
den 15-Jahresgewinn in wenigen Monaten mit Delivery Hero nachvollziehen
können, aber lassen wir das lieber. Derweil in China: Der
Riesenkrake Alibaba, der keineswegs unter die Räuber gefallen ist, hat
seinen Börsenwert in Euro ebenfalls vervierfacht – allerdings in weniger
als fünf Jahren. Hier greift zudem wohl ein Abschlag bei Anlegern
der westlichen Welt, der Unternehmen trifft, die nur mit Duldung
oder Förderung der chinesischen KP und ihres Staates reüssieren, und
das dürften wohl die börsennotierten allesamt sein. China als Ganzes
entwickelt sich unverdrossen weiter zum eigenständigen Billionenmarkt,
was seine E-Commerce-Firmen ebenso wie die als Zulieferer
8 // Anlagetrends · 2021 | 1
SCHLIEKER