BILLIONENSCHWERE BÖRSENHIPSTEREI
Kommentar
die mit Blackrock und Vanguard größten
Vermögensverwalter der Welt. Insgesamt
hat das Bündnis nun 73 Unterzeichner und
verwaltet ein Vermögen von umgerechnet
32 Billionen US-Dollar. Ziel des Investorennetzwerks
ist es, seine Portfolios bis 2050 klimaneutral
zu machen. Und ist damit nicht
allein. „Climate Action 100+“, eine Allianz
von 540 Vermögensverwaltern, verfolgt die
gleichen Ziele.
Für den Planeten ist das eigentlich ein hoffnungsfrohes
Zeichen. Aber wehe, da geht was
schief. Und die versprochenen Renditen fallen
aus. Dann kann auch eine Mega-Blase platzen.
Privatanleger sollten sich dieses Risikos
bewusst sein. Sie sollten genauestens prüfen,
in welchen Unternehmen ihr Geld landet und
nicht blind den drei Buchstaben „ESG“ folgen.
Mit der fröhlichen Börsenhipsterei kann
es schnell vorbei sein, wenn die Märkte ihr
Momentum verlieren. OG
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Bei einer neuen Geldanlage achten inzwischen
70 Prozent der Deutschen darauf, dass diese
auch nachhaltig ist. Zu diesem Ergebnis kommt
eine von der Landesbank Baden-Württemberg
(LBBW) in Auftrag gegebene Studie zum Anlageverhalten
in Corona-Zeiten. Die Sorge, dabei weniger
Rendite als mit einem klassischen Sparprodukt
zu erzielen, spiele dazu „keine Rolle mehr“.
Besonders überraschend kommen Ergebnisse wie
dieses nicht. Die Nachhaltigkeitswelle rollt an
den Börsen. Und bei der aktuellen Klettertour an
den Märkten, steigt ohnehin so gut wie alles, was
halbwegs glaubwürdig einem Zukunftstrend folgt.
Umso entspannter lässt sich da aus Anlegersicht
gleichzeitig noch etwas für das eigene Umwelt-
und Sozialgewissen tun. Investieren, Rendite einstreichen
und dann auch noch den Planeten retten.
Das klingt gut und kommt gerade beim jüngeren
Klientel, das durch den im Zuge der Coronakrise
losgetretenen Aktienhype selbstbewusst wie nie an
die Märkte drängt, gut an.
Überhaupt ist alles mit grünem Anstrich gerade
super angesagt. Es scheint, als hätten die
Finanzmärkte dieser Welt das Hipster-Dasein
für sich entdeckt. Endlich keine moralischen
Dilemma mehr, da das Geld ja in „guten Firmen“
landet. Börse in cool, das macht Spaß.
Spätestens seit dem Wahlsieg Joe Bidens in den
USA, ist deshalb ein regelrechter Hype um soziale
und nachhaltige Investments entstanden.
Auch in Europa hätten zahlreiche politische
und regulatorische Initiativen den Grundstein
dafür gelegt, dass sich die Entwicklungen im
Bereich nachhaltiger Anlagen beschleunigen,
sagt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei
der US-Investmentbank JP Morgan.
Vor allem aber steigen Angebot und Bemühungen
der großen Vermögensverwalter und
Banken in diesem Bereich seit Monaten kräftig.
Ende März sind nun erneut 43 Investoren
gemeinsam der Investoreninitiative „Net
Zero Asset Managers“ beigetreten. Darunter
Peloton Interactive
wird abgehängt
Peloton Interactive (WKN: A2PR0M)
war 2020 einer der Top-Performer im
NASDAQ-100. Der US-Konzern hatte mit seinem
Angebot während der Corona-Krise voll
ins Schwarze getroffen. Er verkauft hochwertige
Bikes und Laufbänder für den Heimgebrauch.
Die Hightech-Fitnessgeräte haben einen Monitor,
auf dem Kurse (Live und Aufzeichnungen)
mit echten Trainern gestreamt werden. Sie sind
rund um die Uhr und jederzeit abrufbar. Das
Geschäft boomte im vergangenen Jahr. Das
schlägt sich auch in einer Rekordfahrt des Aktienkurses
nieder. Die Bewertung wurde jedoch
stark überdehnt, weshalb der Kurs vom Allzeithoch
im Januar 2021 deutlich zurückgekommen
ist. Die Fantasie ist erst einmal raus, sodass
Peloton bei der bisherigen Performance 2021
auf dem letzten Platz im NASDAQ-100 liegt.
Encavis
korrigiert nach Rally
Der Ausbau von erneuerbaren Energien wie
Wind- und Solarkraft wird politisch und
gesellschaftlich stark vorangetrieben. Vom
Markt wurde die Branche 2020 neu entdeckt,
sie lief glänzend. So auch die Aktie von Encavis
(WKN: 609500). Der unabhängige
Stromerzeuger betreibt Solar- und Windparks
in Europa. Höhepunkt der Kursrally war das
Anfang Januar dieses Jahres markierte Allzeithoch.
Davon hat sich das Papier inzwischen
wieder deutlicher entfernt. Auch die zuversichtlichen
Prognosen für das laufende Geschäftsjahr
konnten den Kurs, des frisch in
den MDAX aufgenommenen Konzerns nicht
stützen. Er will demnach 2021 stärker wachsen
als im Vorjahr. Auch die geplante Anhebung
der Dividende von 0,26 auf 0,28 Euro je Aktie
reichte nicht für einer Richtungswechsel.
Viatris: Fusion kann
bislang nicht überzeugen
Der Pharmakonzern Viat ris (WKN:
A2QAME) ist 2020 aus dem Zusammenschluss
der Wettbewerber Mylan und dem
Pfizer-Spin-off Upjohn entstanden. Schon im
vergangenen Jahr war die Performance des
fusionierten Unternehmens schwach. Im bisherigen
Verlauf 2021 lief es nicht besser. Das
Papier ist aktuell das Schlusslicht im S&P 500.
Die für 2020 vorgelegten Zahlen und auch der
Ausblick für das aktuelle Geschäftsjahr und
darüber hinaus konnten die Investoren nicht
überzeugen. Das Unternehmen ist mit einigen
Herausforderungen, insbesondere regulatorischer
Natur in China und Asien konfrontiert.
Auch scheint der Markt die angekündigten
Vorteile durch die Fusion bislang nicht zu teilen.
Vielmehr scheint er die daran geknüpften
Erwartungen als zu optimistisch zu beurteilen.
Peloton Interactive in US-Dollar Stand: 30.03.2021 Encavis in Euro Stand: 30.03.2021 Viatris in US-Dollar Stand: 30.03.2021