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und damit irgendwann todsicher richtig liegt,
wobei - wie immer - das Problem der Zeitpunkt
ist. Baratta glaubt: Jetzt. Er erinnert an
die Weltwirtschaftskrise, die diejenigen, die
auf dem Höhepunkt der Goldenen Zwanziger
standen, völlig unvorbereitet traf. Und er zitiert
einen anderen amerikanischen Geschichtenerzähler,
Mark Twain, wenn er schreibt: „Geschichte
wiederholt sich nicht, aber sie reimt
sich.“ Und dann legt er los.
Er beschreibt die „Komplizenschaft“ von Bankern
und Regierungen. Die einen, die Banker,
sorgen für riesige Spekulationsblasen, die anderen,
die Politiker, versorgen sie mit Geld und
häufen unbezahlbare Schulden auf, die dann
von den Notenbanken finanziert werden müssen.
Eine Analyse Barattas ist dabei nicht von
der Hand zu weisen: „Die Optimisten dieser
Welt sehen den Ausweg darin, unsere Haushalte
in Ordnung zu bringen, die Steuern zu erhöhen,
den Gürtel enger zu schnallen und unsere Schulden
durch eine Kombination von Sparsamkeit
und Wachstum abzutragen. Diese Lösung ist
ein nicht umsetzbarer Wunschtraum. Jede größere
Regierung auf der Welt gibt mehr aus, als
sie durch Steuereinnahmen einnimmt, und zwar
nicht nur ein bisschen, sondern im großen Rahmen.“
Der Autor kommt zu dem zynischen Zwischenfazit:
Der einzige Ansatz, geistig gesund zu
bleiben, sei, die Katastrophe zu ignorieren.
Es gibt zwei Stärken, die der filmerfahrene Autor
ausspielt: Er kann spannend erzählen, und
er liefert plastische Beispiele. Spannend ist es,
dem Protokoll zu folgen, in dem die Fed-Entscheidungen
während der aufziehenden Corona-
Pandemie nachgezeichnet werden. Während der
damalige US-Präsident Donald Trump in einem
legendären Tweet am 2. März 2020 vom „großen
amerikanischen Comeback“ posaunt, senkt Notenbankchef
Jerome Powell völlig überraschend
wenige Stunden später die Leitzinsen brutal um
50 Basispunkte, der Dow Jones stürzt danach ab,
weil alle ahnten: Powell weiß etwas, was Trump
nicht weiß. Diesmal war es der Ernst der Lage
an der Coronafront, den die Notenbank realistischer
engeschätzt hatte als der Präsident. Dass
eine Zinssenkung einen Absturz an den Märkten
provoziert, war allerdings eine neue Erfahrung.
Normalerweise ist es umgekehrt. „Die Wirtschaft
begann zu krampfen“, schreibt Baratta. Sie ahnte,
dass das Spiel vorbei sein könnte.
Plastisch erzählt sind Barattas Beispiele, was mit
dem „smart money“ also dem in Hülle und Fülle
gedruckten Geld Abenteuerliches angestellt wird:
zum Beispiel Aktienrückkäufe, wie sie auch bei
Deutschlands Dax-Unternehmen etwa der Munich
Re oder der Allianz gang und gäbe sind.
Baratta rechnet vor: Wenn eine Millionen Anteile
eines Unternehmens im Umlauf sind und jede
Aktie einen Wert von 50 Euro hat, beträgt die
Marktkapitalisierung 50 Millionen Euro. Wenn
das Unternehmen jetzt beispielsweise die Hälfte
der Aktien mit dank Nullzinsen kostenlos geliehenem
Geld zurückkauft, sind nur noch 500 000
Aktien im Umlauf, die sich auf ein 50 Millionen-
Euro-Unternehmen verteilen. Wie von Zauberhand
ist jede Aktie nun 100 statt 50 Euro wert,
„wofür die Manager des Unternehmens nichts tun
mussten“, die Aktionäre sie trotzdem lieben und
Boni, die auf dem Aktienkurs beruhen, kräftig
steigen. Die Schlussfolgerung aus diesem Beispiel:
Die tolle Nebenwirkung der Nullzinspolitik der
Notenbanken, macht die reicher, die eh schon
reich sind: die Investoren an den Märkten. Sie
treibt Aktien auf Allzeithochs, das aber nicht auf
Wachstum, sondern auf Schulden basiert. Und sie
sorgt dafür, dass Aktien nichts mehr mit dem tatsächlichen
Wert von Unternehmen zu tun haben.
Barattas Fazit aus der Misere ist nicht überraschend,
hat aber eine Pointe. Natürlich empfiehlt
er, als Mitgründer von Advantage Gold, einer USVermögensberatungsfirma,
die auf Edelmetalle
spezialisiert ist, Gold als schlagende Alternative zu
allen anderen Anlageklassen. Aber er sagt nicht:
„Kaufen Sie Gold, weil der Aktienmarkt zusammenbricht.“
Sondern er sagt: „Kaufen Sie Gold,
weil der Aktienmarkt nicht zusammenbrechen
wird.“ Dieses überraschende Ergebnis entspringt
der nüchternen Feststellung, dass Notenbanken in
der Lage sind, unbegrenzt Geld zu drucken und
damit Aktien weiter laufen werden wie geschmiert.
Gleichzeitig stellt Baratta aber fest, dass das physische
Gold, das in den Tresoren der Notenbanken
lagert, stark unterbewertet ist. Im Fall der Fed ist
es zum Einkaufspreis von 1972 bilanziert und damit
um das 37fache unterbewertet. Wenn die Fed
nur anfinge, Gold zu kaufen, und dem Markt signalisierte,
sie würde das für beispielsweise 10 000
Dollar pro Unze machen, so würde das mit einem
Schlag nicht nur ihre eigene Bilanz um ein Vielfaches
stärken, sondern auch die Bilanzen aller anderen
Zentralbanken der Welt. Sie alle halten Gold,
sie alle profitierten, die Deutsche Bundesbank wäre
Gewinner Nummer zwei, weil sie nach den USA
die zweitmeiste Menge an Gold hortet. Baratta
glaubt, dass genau dieser Mechanismus einsetzen
wird, weil er tatsächlich zumindest vorübergehend
ein Ausweg aus der Schuldenkrise wäre.
Barattas Buch könnte mit seinen knapp 300 Seiten
natürlich auch nur ein Vertriebsratgeber für
seine Anlagefirma sein. Vor dem Abkippen in
die eine oder andere Verschwörungstheorie ist er
ebenfalls nicht ganz gefeit, die Wurzeln als Hollywood
Drehbuchschreiber kann er eben nicht
ganz verleugnen. Sie genau sind es aber auch, die
das Buch an der Wallstreet derzeit zum Bestseller
gemacht haben. Oliver Stock
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