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Young (EY) zeigt, sind BMW mit einer Ebit-
Marge von 14,5 Prozent und Daimler mit 12,9
Prozent im Jahr 2021 die profitabelsten Autohersteller
weltweit. Insgesamt entfielen von 71,4
Milliarden Euro Gewinn, den die Branche insgesamt
im ersten Halbjahr einfuhr, 30,3 Milliarden
Euro auf die Big Three aus Deutschland.
Daimler erzielte einen Gewinn in Höhe von
10,9 Milliarden Euro, BMW erwirtschaftete
einen Überschuss von acht Milliarden Euro,
Volkswagen schaffte 11,3 Milliarden Euro.
Auch die Absatzzahlen fielen in den ersten sechs
Monaten 2021 überraschend gut aus. Daimler
steigerte die Verkaufsmenge um 21 Prozent auf
1,25 Millionen Autos. BMW verkaufte bei einem
Plus von 39 Prozent 1,34 Millionen Fahrzeuge
und bleibt damit Premium-Spitzenreiter.
Volkswagen steigerte den Absatz um 24 Prozent
auf 4,5 Millionen Einheiten. Die Aktien entwickelten
sich entsprechend. Die Daimler-Papier
haben auf Jahressicht um 60 Prozent zugelegt,
die Volkswagen-Anteilsscheine sind um rund
40 Prozent geklettert und bei BMW steht ein
Plus von 30 Prozent zu Buche. Den Corona-
Crash haben alle drei damit hinter sich gelassen.
Die VW-Aktie steht sogar so hoch, wie seit
sechs Jahren nicht mehr.
Starke Ergebnisse machen den
technologischen Rückstand auf Tesla
nicht wett
Klingt bestens. Ist bestens. Täuscht aber über
den Rückstand hinweg, den die deutschen Hersteller
vor allem gegenüber Tesla mit sich herumschleppen.
Um dessen Relevanz zu verstehen,
braucht es den Blick auf den Börsenwert.
Teslas Marktkapitalisierung beträgt inzwischen
rund 700 Milliarden US-Dollar. Das ist weit
mehr als die von Volkswagen, Daimler und
BMW zusammen. Selbst Toyota hinzugerechnet,
reicht es nicht. Nun mag am Finanzmarkt
gerne auch mal übertrieben werden, seit jeher
wird dort aber auch die Zukunft gehandelt.
Und da scheint bei vielen Investoren Tesla hoch
im Kurs zu stehen.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Tesla
wächst in einem rasanten Tempo. Im ersten
Halbjahr 2021 verdoppelten die US-Amerikaner
den Absatz auf 386.000 Fahrzeuge. Der
Gewinn verdreifachte sich sogar und kletterte
umgerechnet auf 1,58 Milliarden Euro. Geht
das in diesem Tempo weiter, wird Tesla im Premium
Segment zu Daimler, BMW und Audi
aufschließen. Während es aktuell so aussieht,
als hätten VW, Daimler und BMW die Transformation
gerade noch rechtzeitig eingleitet
und könnten nun wieder zu alter Stärke zurückfinden,
sieht bei genauerem Hinsehen also viel
nach einer bloß aufgeschobenen Krise aus.
Anders solle die erste IAA Mobility in München
werden, warb die Vorsitzende des Verbands
der deutschen Autoindustrie (VDA)
Hildegard Müller im Vorfeld der Messe.
Lösungen auf dem Weg zur Klimaneutralität
würden im Zentrum stehen, nicht Autos.
Die aber verkaufen Volkswagen, Daimler und
BMW nun einmal. Und je mehr die vernetzte
Mobilität, das automatisierte Fahren, das Auto
als Computer, Realität werden, desto mehr
kommen die deutschen Branchenvertreter gegenüber
Tesla, aber auch manch chinesischem
Hersteller, ins Schlingern. Der aktuelle so
beruhigende Wachstumsschub rührt derweil
auch von Kaufprämien im Zuge der Coronapandemie.
Die starken Gewinne dürften in
Teilen in der staatlich finanzierten Kurzarbeit,
sowie insgesamt stark steigenden Preisen zu
finden sein. Für Anleger stellt sich da bei den
stark gestiegenen Kursen die Frage nach der
Nachhaltigkeit dieses Nach-Corona-Hochs.
Die Gefahr, dass sich am Ende nicht nur die
IAA verkleinert, besteht weiterhin. OG
Foto © Hongguang Mini - SAIC-GM-Wuling
Toyota in Euro Stand: 17.09.2021
Das beliebteste E-Auto im Reich der Mitte:
Wuling Hongguan Mini EV.