Aktien & Märkte
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Hier wächst ein samtene Moosschicht über den
gestürzten Baum. Dort mäandert ein stiller Fluss
durch unberührten Wald. Noch einen Klick weiter
geht die Sonne über einer malerischen Hügellandschaft
unter. Die Schönheit der Natur, emotional
porträtiert, sodass das Fernweh nicht lange
auf sich warten lässt. Gefunden nicht etwa in den
Prospekten großer Reiseveranstalter, sondern mitten
auf den Homepages von Deutscher Bank, DZ
Bank und JP Morgan.
Rund um den Globus entdecken Banken, Versicherungen
und sonstige Vermögensverwalter
gerade ihre Liebe zur Natur. Wo früher ergraute
Schlipsträger in teuren Autos saßen oder das
eigene Firmenlogo auf glitzernden Bürotürmen
strahlte, erfahren nun Kinder mit Kescher die
Tier- und Pflanzenwelt (Allianz Global Investors)
oder sitzt ein Mann mit Kamera und Laptop
nachdenklich auf einem Bootssteg (BlackRock).
Es ist die konstruierte heile Welt, bisweilen bis
ins Kitschige hinein überzeichnet, die denjenigen
entgegenschaut, die im Netz nach den passenden
Fonds für ihr Erspartes suchen. Nicht ausschließlich
freilich, aber oft genug und immer häufiger.
Sie soll Anleger davon überzeugen nachhaltig zu
investieren. Das liegt im Trend. Einer Umfrage
des Bundesverbands deutscher Banken legen inzwischen
65 Prozent der Kunden Wert darauf,
SCHATTENSEITEN
DES GRÜNEN
BÖRSENBOOMS
Nachhaltige Geldanlagen boomen. Sie sind
gut für das eigene Gewissen – und das Portemonnaie.
Aber nicht immer für die Natur. Zu
häufig klafft eine Lücke zwischen Anspruch
und Wirklichkeit.
Dow Jones Industrial Stand: 17.09.2021