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dass ihr Geld in nachhaltige Projekte fließt. Viele
Investmenthäuser legen deshalb im Eiltempo neue
Fonds auf und locken so ihrerseits neue Nachfrage
an. Es winken ein Milliardenmarkt und hohe
Wachstumsraten.
Die Finanzkrise und viele weitere Skandale, wie
hierzulande der Cum-Ex-Eklat, haben bei vielen
Menschen Ressentiments gegen die Finanzbranche
geschürt. Besonders in Deutschland gelten
Börse und Finanzmarkt vielen noch immer als
schwarzes Tuch. Sei es aus Angst vor Betrug
und Risiko oder wegen moralischer Bedenken.
Da kommt die eierlegende Wollmilchsau gerade
recht. Rendite erzielen, allein mit Aktien von
Unternehmen und Konzernen, die nachhaltig
wirtschaften. Das eigene Geld, investiert in und
für eine bessere Welt. Und gleichzeitig steigt der
eigene Kontostand. Das klingt gut – und so unendlich
einfach.
Die Zeiten, in denen nachhaltige Investments
keine Renditen abwarfen, sind vorbei. „Das
stimmt einfach nicht“, bekräftigt Analyst Ali
Masarwah von Morningstar. „Verschiedenen
Studien zufolge performen nachhaltige Fonds
häufig sogar besser als die passenden traditionellen
Fonds. Von 2009 bis Ende 2019 haben fast
59 Prozent der ESG-Fonds ihr durchschnittliches
traditionelles Gegenstück übertroffen.“ Darüber
hinaus sind, wie der weltgrößte Vermögensverwalter
BlackRock zuletzt feststellte, nachhaltige
Fonds in Krisen erstaunlich standfest. Der maximale
Wertverlust aufgrund von Markteinbrüchen
sei bei nachhaltigen Indizes in den vergangenen
Jahren geringer gewesen, so die Analyse. Black-
Rock-CEO Larry Fink ist deshalb überzeugt,
„dass nachhaltige und klimabewusste Portfolios
Anlegern bessere risikobereinigte Renditen bieten
können.“ Und da Nachhaltigkeit die Anlagerenditen
immer stärker beeinflusse, sei „nachhaltiges
Investieren das beste Fundament für die Portfolios
unserer Kunden“.
Nirgendwo scheint Nachhaltigkeit so bequem zu
sein, wie an den Finanzmärkten. Dort funktioniert
sie ganz ohne Verzicht. Im Gegenteil, man
bekommt seine guten Absichten sogar noch verzinst.
Je nachdem, wie gut es am Markt eben gerade
läuft. Investieren wird da zu einer Art Wellnessurlaub
für das eigene Gewissen – und spricht
wohl auch deshalb so viele Menschen an. „Für
einige Teile des Marktes sind die Erwartungen
wirklich überzogen“, sagt Jacco Minnaar, Vorstandschef
des Vermögensverwalters Triodos. „Es
wird derzeit mehr Geld in ‚grün‘ investiert, als es
investierbare Projekte gibt.“
Aber wird das investierte Geld dann auch tatsächlich
nachhaltig angelegt? Was ist eigentlich
Foto © shutterstock - ohenze
mit einem nachhaltigen ETF gemeint? Auf welche
Aktien darf ein solcher Fonds setzen und auf
welche nicht? Wie nachhaltig sind die Nachhaltigkeitsstrategien
der Banken wirklich? Das sind
Fragen, die zumindest bei all jenen auftauchen,
die es ernst meinen mit der Nachhaltigkeit.
Zunächst einmal ist der Nachhaltigkeitsbegriff
nicht geschützt. Damit liest er sich so schön, wie
der bunte Schmetterling auf der Homepage der
Deutschen Bank aussieht, ist allein aber bedeutungslos.
Investiert werden kann auch bei einer
Nachhaltigkeitsstrategie weiterhin in jedes Unternehmen.
Deshalb wurde eine Reihe von Kriterien
eingeführt, die Nachhaltigkeit messbar machen
sollen. Die bekanntesten darunter sind die sogenannten
ESG-Kriterien. Deren Einhaltung hat
sich inzwischen als Grundlage für ethische Investments
etabliert.
ESG steht dabei für Environment, Social und Governance.
Das heißt: Unternehmen, in die investiert
wird, werden auf Kriterien, wie Umwelt- und
Klimaschutz, Diversität und Gleichberechtigung
oder Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung
untersucht. Diese ESG-Investments haben
in Deutschland 2020 ein neues Rekordhoch
erreicht. Wie aus dem Marktbericht 2021 des
Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) hervorgeht,
waren Ende des vergangenen Jahres 335,3