Lebensart
72
Als Spieler feierte er Erfolge, war Europameister,
Champions-League-Sieger, Europapokalsieger der
Pokalsieger und mit Bayern München fünf Mal
Deutscher Meister. Als Trainer holte er die Weltmeisterschaft
1990 nach Deutschland, wurde 1986
Vizeweltmeister, UEFA-Cup-Sieger 1996 mit
Bayern und Deutscher Meister 1994 mit Bayern.
Franz Beckenbauer ist und bleibt eine deutsche
Legende, selbst wenn ihm die Schweitzer Ermittlungsbeörden
im Jahr 2016 Geldwäsche, Betrug
und Veruntreuung rund um die Fußball-WM
2006 vorwarfen.
Erste Erfolge – Vom Käfer in den blauen
Benz
Vom ersten finanziellen Erfolg als Spieler konnte
sich Beckenbauer sein erstes Luxusauto kaufen.
Einen blauen Mercedes 450 SEL 6.9. Der wurde
Mai 1975 als neues Spitzenmodell der Marke auf
den Weg gebracht. Hubraum 6.834 cm³ und eine
Nennleistung von 286 PS bei einem maximalen
Drehmoment von 550 Nm bei 3.000/min powerten
die Sänfte nach vorn. Im Test der „Automobil
Revue“ 1976 wurden 0–100 km/h in 7,8 Sekunden,
0–200 km/h in 33,7 Sekunden und eine
Höchstgeschwindigkeit von 237 km/h erreicht,
der Gesamttestverbrauch betrug 19,9 Liter auf 100
Kilometer. Der SEL mit dieser großen Maschine
war das Beste, was man damals in Deutschland
kaufen konnte. Wie eine Sänfte trug einen das Luxusgeschoss
durch die Welt und hatte Power ohne
Ende. Doch der Sportwagen ist dabei immer eine
Luxuslimousine geblieben, die einen über jede Bodenwelle
hinweg hob.
Preislich war das Auto schon damals eine
Klasse für sich. Die Preisliste Nr. 16 mit Datum
vom 28. Januar 1976 listete 69.930,00
DM als Grundpreis für das Topmodell der
Baureihe 116. Unter Berücksichtigung der Inflation
entspricht das einer heutigen Kaufkraft
von etwa 93.824 Euro. Viel Geld also damals
schon. Eigentlich konnten sich das Modell
nur Wirtschaftsbosse, legendäre Kunst- und
Kultgrößen aus der Musikbranche oder eben
Fußballprofis leisten. Im Jahr 1976 kaufte
sich Franz Beckenbauer seinen blauen Mercedes,
ein Jahr später, 1977, als der Fußballstar
nach New York wechselte, verkaufte er das
Schmuckstück wieder.
Eigentlich zufällig kam Beckenbauer zum
Benz. Der damalige Mercedes-Chef hatte ihn
angerufen und gesagt: „Gönn dir mal einen
richtigen Wagen!“ Für den Kaiser war das damals
ein richtiger automobiler Aufstieg, denn
bis dato fuhr er einen VW Käfer, den es 1974
als Prämie für den WM-Titel gab.
Nun hat der 76-Jährige sein Gefährt zurück –
und schwelgt in Erinnerungen. Beckenbauer
hatte das Auto, das mittlerweile den Status eines
Kultautos innehat, 44 Jahre nicht gesehen.
Doch 2021 fand der „Kaiser“ den Traumwagen
der Jugend wieder. Auch hier spielte ihm
das Glück in die Hände: Seinem Freund, dem
Salzburger Unternehmer Daniel Bauchinger,
war der Wagen angeboten worden. Eigentlich
wollte er ihn kaufen, aber er rief Beckenbauer
an und sagte, dass er das Vorkaufsrecht habe.
BECKENBAUER
FINDET SEINE
ALTE LIEBE
WIEDER
Ein Sprichwort sagt,
alte Liebe rostet nicht.
Nach einer langen
Odyssee hat der deutsche
Fußball-„Kaiser“
Franz Beckenbauer
seinen alten Mercedes
wieder gefunden. Eine
fast royale automobile
Wiedervereinigung.