Lebensart
DA IST
MUSIK
DRIN
Ein Brief von Beethoven wurde für
275.000 Dollar versteigert – und so
zu einem der teuersten Schriftstücke
des berühmten Komponisten. Doch
die anonyme Käuferin behält das
Sammlerstück nicht selbst.
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ausgebildet wurde, begann er nach kurzer Zeit
selbst, Kompositionen zu veröffentlichen. Seine
Werke spannen von der klassischen Epoche
bis zur Romantik. Beethoven gelangte schnell
an Berühmtheit, auch der Adel wurde auf ihn
aufmerksam. Nach Haydns Tod im Jahr 1809
konnte sich Beethoven schließlich als Wiens angesehenster
Komponist rühmen. Zu dieser Zeit
hatte Beethoven bereits zu voller Gänze sein Gehör
verloren. Das hinderte ihn dennoch nicht
daran, weiter Musik zu komponieren. 18 Jahre
später, 1827, verstarb der talentierte und bewunderte
Künstler. Seine Musik lebt bis heute weiter.
Trotz seines Bekanntheitsgrades sprengen Beethovens
Briefe, die man unter anderem bei „Sotheby
´s“ ersteigern kann, normalerweise nicht den
Rahmen. Die stolze Besitzerin ließ nach der Versteigerung
verlauten, dass sie den Brief der New
Yorker Musikhochschule, an der sie selbst studiert
hatte, schenken wolle – sie wäre sich sicher, er sei
wichtig für junge Menschen, „zu fühlen“. Zu dem
Auktionshaus in Dallas meinte sie: „Beethoven
war in meiner Kindheit meine Zuflucht“.
Die stolze Käuferin hatte bereits zuvor eine
hohe Summe für ein bisschen Beethoven-Gefühl
ausgegeben – für eine Locke des Komponisten.
Haarreste verstorbener Künstler scheinen
begehrt zu sein: 2019 wurde eine Strähne
Beethovens bei „Sotheby´s“ für 35.000 Pfund,
275.000 Dollar – für diese Summe kann man so
einiges kaufen. Mehrere Autos, Designerklamotten
für einen ganzen Kleiderschrank, sogar eine
Wohnung gibt´s für diesen Betrag. Oder einen
Brief von Beethoven, der für mehr als eine viertel
Million versteigert wurde.
Das Auktionshaus „Heritage Auctions“ hatte so
etwas noch nicht gesehen: Während der Wert
des Briefes vor der Versteigerung auf 60.000
Dollar geschätzt wurde, bot eine anonyme Pianistin
den vierfachen Betrag. Damit wurde er zu
einem der teuersten Schriftstücke des Künstlers
und ein echtes Highlight für das Auktionshaus.
In der Beschreibung heißt es: Der Brief habe ein
paar Knicke, kleine Flecken und verblasse an den
Ecken etwas, aber im Großen und Ganzen sei
dieser in einem guten Zustand.
Doch was steht drin im Liebhaberstück? In dem
Brief fragt Beethoven einen Herrn von Baumann,
ob er ihm die Noten eines Klaviertrios
wiedergeben könne – er werde diese mit einer
Violinsonate innerhalb kürzester Zeit zurücksenden.
Das Anliegen eile.
Der weltweit bekannte klassische Komponist
und seine Werke waren schon zu Lebzeiten sehr
gefragt. Im Dezember 1770 geboren, wuchs er in
einer Musikerfamilie auf. Nachdem Beethoven
als Schüler Mozarts und Haydns in Wien weiter
also umgerechnet etwa 39.000 Euro versteigert
– davor war der Wert auf maximal 15.000 Pfund
(17.000 Euro) geschätzt worden. Die Geschichte
besagt, dass der Pianist und später enge Freund
Beethovens Anton Halm eine vom Komponisten
eigenhändig abgeschnittene Locke seiner Frau
Maria schenken wollte. Doch wie sich herausstellte,
handelte es sich um einen Betrug: Maria
hatte Ziegenhaare erhalten. Ein Scherz von Beethoven.
Kurzerhand schnitt sich der Komponist
eine weitere Locke ab – dieses Mal tatsächlich
die eigene –, gab sie Halm und sagte: „Das sind
meine Haare“. Doch nicht nur den Haaren des
in Bonn geborenen Künstlers wird nachgeeifert:
Auch Mozarts Locke wurde 2015 für ganze
50.000 Euro erzielt.
Solche Sammlerstücke werden schon lange nicht
mehr zu realistischen Preisen verkauft. Der immaterielle
Wert der jeweiligen Objekte liegt an
erster Stelle. Ein allgemeiner Sammlerwert ist
schwierig zu definieren. Wie sich die Preise bei
Auktionen in den nächsten Jahren entwickeln
werden, kann deshalb nicht vorhergesagt werden.
Sammler müssen wissen, dass ein Wertezuwachs
nicht garantiert werden kann. Werteschwankungen
sind zudem schlecht vorhersehbar. Wer also
ein Liebhaberstück ersteigern möchte, sollte Zeit
für die Recherche der Materie einplanen – und
seine 275.000 Dollar mit Bedacht ausgeben.
Annika Block
Foto © shutterstock - Everett Collectio