rund ein Fünftel der Börsenwerte verpuffen.
Die Autobranche wird als Ganzes getroffen,
Continental in Euro Stand: 16.03.2022
18
weil die Produktionen unter den hohen
Energiepreisen leiden, sich Lieferengpässe
bei Rohstoffen verschärfen, Kabelbäume aus
der Ukraine fehlen und die Kauflaune bei
Kunden zurück gehen dürfte. Dazu kommen
Produktionsstopps in Russland. In der Folge
verlieren auch mittelständische Zulieferer wie
die Dürr AG aus Stuttgart massiv an Wert.
Die Papiere des im MDax notierten größten
deutschen Importeurs von russischem Erdgas
Uniper sackten auf den tiefsten Stand seit
2017 ab.
Auch Bankaktien fliegen en masse aus den
Depots der Investoren und verlieren damit besonders
stark an Wert. Dabei hatten sich die
Papiere der Commerzbank und der Deutsche
Bank in der Hoffnung auf steigende Zinsen
eigentlich gut entwickelt in diesem Jahr. Banken
reagieren gewöhnlich besonders sensibel
auf Konjunkturprognosen. Allein in den ersten
beiden Wochen nach Kriegsbeginn fiel der
Bankindex EuroStoxx Bank so stark, wie zuletzt
beim Corona-Crash im März 2020. Noch
härter trifft es Institute, die über ein vergleichsweise
großes Engagement in Russland
verfügen, Beispiele sind die italienische Hypovereinsbank
Mutter UniCredit,
die französische
Société Générale und die österreichische
Raiffeisen Bank. Auf Sicht eines Monats
sind die Aktienkurse dieser drei ausländischen
Banken zum Teil mehr als 60 Prozent
eingebrochen.
Als wäre der anhaltende Ukraine-Krieg nicht
schon genug, schwebt auch noch das Gespenst
der Inflation über das Börsenparkett.
Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert
trotz neuer Risiken für die Konjunktur auf
ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zu.
Sie fährt ihre milliardenschweren Anleihekäufe
früher zurück als geplant und stellt deren
Ende für Sommer in Aussicht. Angesichts
der neuen Unsicherheiten für die Konjunktur
hatten etliche Volkswirte eigentlich damit gerechnet,
dass die EZB abwarten würde.
„Obwohl die Situation aktuell unübersichtlich
bleibt, haben die globalen Aktienmärkte
einen signifikanten Teil negativer Nachrichten
bereits in ihren Kurs eingepreist“, zeigt
sich Stephan trotzdem zuversichtlich. Gerade
europäische Titel haben mit einem Kurs-Gewinn
Verhältnis von 12,2 und gleichzeitig
tief negativen Realrenditen Aufholpotenzial.
Für langfristig orientierte und eher risikoaffine
Anleger dürften sie einen Blick wert sein.
Wie immer gibt es aber auch schnelle Gewinner.
Von den geplanten Mehrausgaben für
Verteidigung profitiert die mittelständisch
geprägte deutsche Rüstungsindustrie wie noch
nie in der Geschichte der wiedervereinigten
Bundesrepublik.
Mit einem zeitweisen Kursanstieg auf bis zu
180 Euro haben sich etwa die Papiere des
deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall
innerhalb weniger Tage verdoppelt. „Wir
könnten sofort anfangen zu produzieren“, sagt
Rheinmetall
Chef Armin Papperger. Eine
Projektliste habe das Unternehmen bereits
erarbeitet. Man könne die Auslastung der
Produktion deutlich erhöhen. Die Herstellung
von Panzermunition könne versechsfacht
werden, beim Schützenpanzer Puma stellt der
Konzern eine Lieferung von 229 Fahrzeugen
im Wert von knapp 3,7 Milliarden Euro in
Aussicht. 34 Panzer könne man in der laufenden
Legislaturperiode liefern.
Auch die Papiere von Hensoldt gewannen satt
an Wert. Das Unternehmen aus Taufkirchen
bei München, eine frühere Airbus-Sparte, produziert
Sensor- und Radarsysteme für militärische
Zwecke. Der Rüstungskonzern rechnet
angesichts des Kriegs und der neuen Aufgabe
für die Verteidigungsindustrie mit einem Umdenken
bei den EU-Nachhaltigkeitsregeln.
„Aus unserer Sicht ist es von größter Bedeutung,
dass der Begriff der Nachhaltigkeit weiter
gefasst wird, um die Verteidigungsindustrie
einzubeziehen“, sagte der Hensoldt-Chef
Thomas Müller gegenüber Medien. Müller
gehe davon aus, dass die Diskussion um die
EU-Taxonomieregeln eine neue Dynamik erhalten
werde und seine Position Gehör findet.
Erste ESG-Experten sehen den Angriff Russlands
auf die Ukraine als einen Beleg dafür,
dass viele Asset Manager Kriegsrisiken systematisch
ausgeblendet haben. Der zentrale Gedanke
hinter der Idee des nachhaltigen Anlegens
sei ja eigentlich, Investitionen vor Risiken
zu schützen.
Mercedes-Benz Group (ex Daimler) in Euro Stand: 16.03.2022
Commerzbank in Euro Stand: 16.03.2022
Deutsche Bank in Euro Stand: 16.03.2022
Aktien & Märkte
Volkswagen in Euro Stand: 16.03.2022