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Befragten angaben, ihr Geld in digitale Währungen
zu stecken, sind es inzwischen bereits
sieben Prozent. Sie alle sind keine Sparer oder
Investoren, sondern in Wahrheit Spekulanten
oder auf den Punkt gebracht: Es handelt sich
um Spieler. „Einige Kryptowährungen konnten
in der Vergangenheit fantastische Wachstumsraten
verzeichnen – allerdings auch beispiellose
Kursabstürze. Dies macht digitale Währungen
zu hochspekulativen Anlageobjekten mit
einem erheblichen Verlustrisiko“, sagt Katrin
Chrambach
von der Postbank.
Solche Warnungen verfangen aber vor allem bei
jungen Anlegern nicht. Sie lieben es, ihr echtes
Geld in digitale Währungen zu tauschen:
Laut Postbank Umfrage handeln unter den
25- bis 34-Jährigen 17 Prozent und unter den
18- bis 24-Jährigen zwölf Prozent mit Bitcoin,
Ether und Co. „Menschen, die von Kindheit
an mit digitalen Technologien aufgewachsen
sind, stehen digitalen Produkten in der Regel
viel aufgeschlossener gegenüber als viele Ältere“,
beobachtet Chrambach. Männer zeigen dabei
eine noch höhere Affinität zu Kryptowährungen:
Während bei den männlichen Befragten
neun Prozent Geld in Digitalwährungen anlegen,
sind es bei den Frauen nur drei Prozent.
Der Zocker, auch das ist eine altbekannte
Wahrheit, steckt also häufiger im Mann.
Jeder ahnt, dass das eine
Luftnummer ist
Neben der privaten Vorliebe kommt die große,
derzeit wenig erfreuliche Weltpolitik dazu. Der
Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden
Sanktionen gegen Russland zeigen die politische
Anfälligkeit von weltumspannenden Zahlungssystemen.
Das bedeutendste davon heißt
Swift, und es steht derzeit unter besonderer
Beobachtung. Ein Ausschluss aller russischen
Foto © Indigo Herz, Our Bored Ape Yacht Club NFT\Adidas
Banken von Swift würde das Land, das den
Krieg gegen die Ukraine angezettelt hat, massiv
treffen. Die Drohung steht im Raum, teilweise
wird sie von der EU und den USA umgesetzt,
womit die Sanktions-Verfechter Russland zwingen,
Alternativen zu Swift zu suchen. Zahlungsströme
über Kryptowährungen abzuwickeln,
die von keiner staatlichen Seite kontrolliert
werden können, liegt da aus russischer Perspektive
nahe.
Vor diesem Hintergrund kommt hier der Warnhinweis.
Er lässt sich verstehen, wie der Hinweis
auf der Zigarettenschachtel: „Rauchen tötet“.
Trotz der Warnung steigt die Zahl der Raucher,
weil jeder einen kennt, der trotz Rauchen uralt
geworden ist. Bei den Kryptowährungen und
den mit ihrer Hilfe gehandelten NFTs ist es das
gleiche: Jeder ahnt, dass das Ganze eine Luftnummer
ist, aber jeder kennt auch eine oder
einen, der damit reich geworden ist.