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Vor allem die Nachfrage nach Luxusmarken,
deren
Preise in den vergangenen Jahren immer
wieder
gestiegen sind, ist derzeit extrem hoch.
Beispiel Rolex: Der mit Abstand größte und
bekannteste Uhrenhersteller der Schweiz
hat 2022 seine Preise im Schnitt um 3,4
Prozent angehoben, bei den besonders begehrten
Rolex
Modellen fiel der Preisanstieg
prozentual noch höher aus. So kostet das
„
Submariner“-Stahl-Modell ohne Datum mit
schwarzem Zifferblatt und schwarzer Lünette
statt 8.100 US-Dollar nun 8.950 Dollar
neu, was einem ein Plus von 10,5 Prozent
entspricht. Dennoch: Der Bedarf ist gewaltig.
Die Nachfrage nach Rolex-Uhren ist in den
vergangenen Jahren deutlich schneller gewachsen
als das Angebot. Bei den Rolex-Händlern
existieren deshalb bereits Wartelisten, weshalb
Fans mitunter mehrere Jahre auf ihre Wunschuhr
warten müssen. Die starke Nachfrage gilt
nicht nur für Neuware: Auch auf dem Secondhandmarkt,
der gerade bei hochwertigen und
raren Uhren floriert, stiegen die Preise.
Zeitmesser als Investment
Vor diesem Hintergrund ist die Frage, ob sich
Luxusuhren als Wertanlage lohnen, aktueller
denn je. Aktien unterliegen starken Schwankungen,
Anleihen und Festgelder bringen keine
Zinsen und der Immobilienmarkt ist erhitzt.
Deshalb investieren immer mehr Menschen in
Sachwerte wie Gold, Schmuck, Kunst – und
eben Luxusuhren. Deren Wertstabilität und
Preissteigerung machen die Schmuckstücke
nicht nur für Sammler attraktiv, sondern auch
für Anleger als Alternative zur klassischen Geldanlage.
Bei gehypten Modellen wie der Rolex
„Daytona“ übertreffen die Wiederverkaufspreise
sogar den Originalpreis. Die Ausgangslage für
einen Uhrenkauf ist also ausgesprochen gut.
Dennoch lauern auch hier Fallstricke.
Zunächst einmal sind Uhren per se keine konventionelle
Geldanlage mit klassischer Renditeerwartung.
Luxusuhren sind etwas für Liebhaber:
Sie zu sammeln, bedeutet Leidenschaft
DRIVE
CAREFULLY
ME
© Phillips Press Release
mit Investment zu kombinieren – ähnlich
zum Investment in Kunst. Luxusuhren sind
als langfristige Geldanlage zu sehen. Ob sich
ein Modell positiv entwickelt, entscheidet
sich oft erst im Laufe einiger Jahre oder gar
Jahrzehnte. Die Uhrenmarke, mit der sich die
größten Gewinne erzielen lassen, ist Rolex.
Hier verzeichnen die Modelle „
Daytona“
(77%), „Explorer“ (70%) und Explorer II
(70%) die größte Wertsteigerung in den letzten
fünf Jahren. Allerdings ist auch bei den
Uhren von Patek Philippe, Audemars Piguet
und Omega ein Preisanstieg zu beobachten.
Vor dem Kauf sollten sich Uhrenfreunde mit
der Preisstruktur der Produkte auseinandersetzen.
Oftmals lohnt sich Neuware als Anlageobjekt
weniger, da die hohen Preisspannen der
Händler und Hersteller es meist verhindern,
die begehrten Modelle zu einem akzeptablen
Preis zu erwerben. Interessanter in puncto
Geldanlage ist der Secondhandmarkt. Dort
sollte man versuchen, das Wunsch-Modell
© Wall Street Journal
Die Rolex „Daytona Paul Newman“ ging im Jahr 2017 als die teuerste Uhr der Welt in die Geschichte ein. Das Modell „
Daytona 6239“,
so der offizielle Name, gehörte dem US-amerikanischen Schauspieler, Regisseur und Rennfahrer Paul Newman.
Newman erhielt
seine Rolex, die später für eine Rekordsumme von 17,7 Millionen US-Dollar versteigert werden sollte, ursprünglich von seiner Ehefrau
Joanne Woodward als Geschenk für dessen neu entdeckte Passion für den Motorsport
bzw. seine eingeschlagene Karriere als Rennfahrer.
Joanne
schenkte ihrem Mann die Uhr nicht ohne Hintergedanken: Motorsport war lange extrem gefährlich – in den 50er-,
60-er und 70er-Jahren gab es bei Unfällen etliche Tote. Mit einer persönlichen Gravur auf dem Gehäuseboden wollte Joanne eine
unmissverständliche Botschaft mit besorgtem Unterton überbringen: „Drive Carefully – Me“.