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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  Tra ding  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe  Lebensar t Kolumne Was ein EU-Austritt für Großbritannien bedeuten würde Von Dr. Ulrich Stephan Keine vier Monate mehr, dann werden die Briten eine der folgenreichsten Entscheidungen in der Geschichte Großbritanniens und der Europäischen Union (EU) treffen: Mit ihrem Referendum am 23. Juni 2016 entscheiden sie nicht nur über ihren Verbleib in der EU, sondern gleichzeitig über die wirtschaftliche Zukunft ihres Landes. Entsprechend groß ist auch auf politischer Ebene die Sorge vor einem „Brexit“ – also einem EU-Austritt Großbritanniens. Wie groß, zeigte sich zuletzt auf dem EU-Gipfel in Brüssel: Um den britischen Premierminister auf Europakurs zu halten, wurden dem Vereinigten Königreich von den anderen Ländern zahlreiche Sonderrechte etwa in Bezug auf die Beschränkung von Zuwanderung, Kürzung von Sozialleistungen oder die Kontrolle des heimischen Finanzmarktes eingeräumt. Warum aber ist Großbritannien für die EU überhaupt so wichtig? Zunächst einmal hätte ein Brexit fatale psychologische Folgen, da er den Zusammenhalt innerhalb der EU gefährden könnte. Ratspräsident Donald Tusk sprach in diesem Zusammenhang auf dem EU-Gipfel Indizes Stand: 24.03.2016 Index 24.03.2016   % Vorwoche 52weekHigh   % 52week Dow Jones 17440,51 +0,09% 18351,36 -3,17% S&P 500 2028,41 -0,76% 2134,72 -3,02% NASDAQ 4753,34 -5,07% 5231,94 -4,83% DAX 9851,35 -8,30% 12390,75 -17,94% MDAX 19982,77 -3,81% 21679,52 -4,09% TecDAX 1599,49 -12,63% 1889,31 -2,60% SDAX 8737,84 -3,97% 9182,95 +3,34% EUROSTX 50 2986,73 -8,59% 3836,28 -19,96% Nikkei 225 16892,33 -11,25% 20952,71 -14,31% Hang Seng 20345,61 -7,16% 28588,52 -16,62% Mitte Februar von einem „entscheidenden Augenblick für die Einheit unserer Union“. Darüber hinaus sind es ganz konkrete, wirtschaftliche Gründe, die Großbritanniens besondere Bedeutung für die EU erklären. Schließlich ist der Inselstaat nach Deutschland die zweitgrößte Volkswirtschaft der Union. Allein das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Londons ist mit 650 Milliarden Euro etwa so groß wie die gesamte Wirtschaftskraft Polens. In der Gesamtbetrachtung trägt die Finanzbranche damit rund 17 Prozent zum gesamten BIP bei. Dass ausgerechnet Londons populärer Bürgermeister Boris Johnson jetzt verstärkt Stimmung gegen die EU macht, dürfte entsprechend schwer wiegen. Darüber hinaus haben die EU-Gegner Premierminister David Cameron im Anschluss an die Einigung über die britischen Reformforderungen in Brüssel scharf kritisiert. So äußerte sich beispielsweise der Labour-Vorsitzende Jeremy Corbyn kritisch zu Camerons Verhandlungen in Brüssel. Diese seien lediglich eine „theatralische Sideshow mit dem Ziel, seine Gegner in der konservativen Partei zu beruhigen“. Insgesamt sind mir die Beschlüsse von Brüssel nicht wirklich weitreichend genung und scheinen eine Art „Plazebo“ zu sein, das die EU-Regeln eher komplizierter als einfacher macht. BÖRSE 14 am Sonntag · 11 | 201 6


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