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UNTERNEHMEN  Tra ding  Fonds  ZERTIFIKATE  rohstoffe  Lebensar t  AKTIEN & MÄRKTE Die Abwärtsspirale für den VW-Konzern dreht sich zunehmend schneller. Vor knapp sechs Monaten hatte Volkswagen öffentlich eingestanden, dass es eine Software zur Manipulation der Abgasüberprüfungen eingesetzt hatte. Nur auf diese Weise waren es den Dieselfahrzeugen möglich, die niedrigen Abgasgrenzwerte zu erreichen, welche der Konzern den Behörden mitgeteilt hatte. Peinlich für VW: Vor allem in den USA wurden die Fahrzeuge als besonders sauber am Markt angepriesen. Entsprechend empört zeigten sich Kunden und Umweltbehörde nach der Affäre. Eine Welle von Klagen rollt seitdem auf den Konzern zu. Allein in den USA sind knapp 580.000 Fahrzeuge betroffen. Letzte Chance für VW Seit dem Bekanntwerden der Affäre um die manipulierten Dieselfahrzeuge kämpft der Konzern mit den Nachwirkungen. Während in Europa schon die Rückrufaktion, bei der die manipulierten Fahrzeuge umgerüstet werden, in vollem Gange ist, gestaltet sich die Lösung in den USA weiterhin schwierig. Der Konzern steht dabei in Verhandlungen mit dem US-Justizministerium und der Umweltbehörde EPA. Alle drei Parteien müssen eine Grundlage finden, auf der sie sich auf einen gemeinsamen Plan zur Umrüstung der betroffenen Fahrzeuge einigen. Am Donnerstag lief nun die Frist eines USBezirksgericht aus. Bis dahin hatte Richter Charles Breyer den Parteien Zeit gegeben, sich auf eine gemeinsame Lösung zu verständigen. Im letzten Moment hat VW nun aber einen Antrag auf Aufschub gestellt. In einer neunminütigen Anhörung wurde VW schließlich ein Aufschub bis zum 21. April gewährt. In den bisherigen Gesprächen seien substantielle Fortschritte erzielt worden, heißt es in der Begründung. Allerdings gebe es offenbar noch technische Probleme bei der Umsetzung einer Einigung. Dabei geht es um die Bereitstellung elektronischer Daten, bei der VW datenschutzrechtliche Probleme fürchtet. Der Richter machte jedoch klar, dass jetzt eine Einigung erzielt werden muss. Ansonsten erwäge das Gericht einen Prozess im Sommer. Das Justizministerium hatte den Konzern wegen Verstößen gegen das US-Umweltrecht auf bis zu 46 Milliarden Dollar verklagt, hunderte Zivilklagen sind anhängig. VW muss die gewonnene Zeit jetzt nutzen, um mit den Amerikanern einen Deal zu schließen, der für beide Seiten akzeptabel ist. Denn zu einem Gerichtstermin wollen es die Anwälte des Konzerns auf keinen Fall kommen lassen. Dann müsste VW eventuell sämtliche betroffenen Autos zurückkaufen. Das würde Kosten von über neun Milliarden Dollar verursachen. Auch das noch: Elektrik und Pedale defekt Allerdings reißen auch nach dem Abgasskandal die Berichte über fehlerhafte Fahrzeuge bei VW nicht ab. Am Mittwoch wurde bekannt, dass 63.000 Exemplare des VW Passat in die Werkstatt müssen. Auslöser sind Probleme bei der Zentralelektrik. Eine nicht korrekt sitzende Steckverbindung kann zum Ausfall des Motors und des Lichts führen. Zudem muss der Konzern etwa 800.000 Fahrzeuge des Typs VWTouareg und Porsche Cayenne zurückrufen. Wie das Unternehmen mitteilt, seien in beiden Fahrzeuge möglicherweise defekte Fußhebel verbaut worden. Dabei geht es um einen eventuell gelösten Sicherungsring am Lagerblock des Fußhebelwerks. In Deutschland seien knapp 58.000 Touareg und gut 30.000 Cayenne betroffen, heißt es aus der VW-Zentrale in Wolfsburg. Die Probleme wurden laut Konzernangaben bei internen Untersuchungen entdeckt und in der Produktion bereit abgestellt. Die Reparatur der Touaregs und Cayennes in den VW-Werkstätten wird wohl nur etwa eine halbe Stunde in Anspruch nehmen. Mit dem Abgasskandal, der den Namen „Dieselgate“ bekam, wird Volkswagen dagegen noch jahrelang zu kämpfen haben. Der Ausgang dieser Bemühungen ist dabei noch nicht vollständig abzusehen. Das Namensvorbild für „Dieselgate“ ist „Watergate“. Und die Affäre dieses Namens brachte einen US-Präsidenten zu Fall. VW sollte gewarnt sein. Robin Schenkewitz Volkswagen Vz Stand: 24.03.2016 BÖRSE 33 am Sonntag · 11 | 201 6


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