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BaS_Print_2016_Invest_eMag_Teil2

rohstoffe  Lebensar t  AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  Tra ding  fonds  ZERTIFIKATE Boden, als es für teures Geld an die Oberfläche zu befördern. Anfang März waren nach Daten des Ölservice-Unternehmens Baker Hughes nur noch 489 Bohrtürme in den USA aktiv. Das war nur noch einer mehr als auf dem Allzeittief der 150-jährigen Geschichte amerikanischer Ölförderung. Saudi-Arabien ruiniert eigenen Haushalt Damit hatte Saudi-Arabien endlich das erreicht, was es mit der Flutung des Marktes bezwecken wollte: Die unliebsame amerikanische Konkurrenz zu verdrängen. Ganz nebenbei bedeutet der niedrige Ölpreis, dass die Iraner schwerer wieder in den Markt zurückfinden, und das ist ein wichtiges Nebeninteresse der strikt radikal-sunnitischen Saudis: ihre ungeliebten schiitischen Vettern auf Distanz zu halten. Auch die USA haben übrigens Nebenkriegsschauplätze, etwa in Mittelamerika, speziell in Venezuela; aber auch Russland ist hier im Fadenkreuz. Der Ölkrieg ist also multipolar, und jeder big player im weltweiten Poker um den Ölpreis hat, übertragen gesprochen, seinen eigenen Sportwagen, den er ins „Chicken Race“ schickt. Wobei zwischenzeitlich der saudische Wagen der einzige war, der noch nicht akut crashgefährdet war. Ein Etappensieg, sozusagen. Doch der zwischenzeitliche Vorsprung war für die Saudis teuer erkauft. Über 190 Milliarden Dollar hat der Golfstaat bereits in diesen Ölkrieg investiert. Das liegt vor allem daran, dass der Staatshaushalt und das großzügige Sozialsystem zu einem großen Teil am Tropf der Ölexporte hängen. Diese machen 40 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes aus und sogar 62 Prozent der Staatseinnahmen. Damit trifft der Ölpreisverfall das Land besonders hart. Die hohen Ausgaben Riads sind nicht für einen derart niedrigen Ölpreis ausgelegt. Wie die Beratungsfirma Roland Berger vorrechnet, basieren die Staatshaushalte der Petrostaaten auf einem Ölpreis zwischen 38 und 53 Dollar pro Barrel, je nachdem, wie teuer die Fördermethode ist. Nun kann Saudi-Arabien das schwarze Öl zwar relativ leicht und damit günstig aus dem heimischen Boden holen, dennoch gab es nun einen deutlichen Schuss vor den Bug von der Ratingagentur Moody's. Denn die Bonitätsprüfer drohen dem Staat damit, seine Kreditwürdigkeit herabzustufen. Damit könnte es den Saudis ähnlich ergehen wie dem Nachbarland Bahrain, dessen Rating Anfang des Monats erst auf „Ramsch“ abgesenkt wurde. Aktuell wird Saudi-Arabien noch mit der viertbesten Note Aa3 bewertet. Doch die Experten bei der Ratingagentur weisen darauf hin, dass der niedrige Ölpreis auf die Bilanzen des Staatshaushalts drücken. Nach Berechnungen von Moody's weist Saudi-Arabien derzeit ein Leistungsbilanzdefizit von zwölf Prozent aus. Das bedeutet, dass die laufenden Ausgaben für Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland das Einkommen der Volkswirtschaft weit übersteigen. Noch ist das für Saudi-Arabien kein Problem. Die Araber verfügen über Devisenreserven in Höhe von 616 Milliarden Dollar. Diese Reserven sind aber allein in den vergangenen zwei Jahren um 130 Milliarden gesunken. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Ölpreis wird auf Jahre niedrig bleiben Zwar werden Vertreter wichtiger Förderländer innerhalb und außerhalb der Opec am 17. April in Katar versuchen, über ein Einfrieren der Fördermengen zu verhandeln. Doch das wird langfristig kaum Auswirkung auf den Ölpreis haben – aus mehreren Gründen. So will sich Iran nach eigenen Angaben nicht an den Gesprächen beteiligen. Das Land erhöht seine Fördermenge derzeit sogar drastisch. Iran kehrt nach jahrelangen Sanktionen gerade erst wieder an Weltmarkt zurück. Ölminister Bidschan Sanganeh kündigte an, sein Land werde sich erst an den Gesprächen beteiligen, wenn die eigene Produktion die Marke von vier Millionen Barrel pro Tag erreicht hat, was in etwa der Fördermenge vor den Sanktionen entspricht. Aktuell soll Iran aber erst knapp drei Millionen Barrel pro Tag fördern. Um dieses Plus auszugleichen, müssten andere Anbieter ihre Förderung eigentlich zurückfahren. Doch das hat Saudi-Arabien erst jüngst ausgeschlossen. WTI-Öl vs Brent-Öl Stand: 24.03.2016 BÖRSE 59 am Sonntag · 11 | 201 6


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