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Lebensar t  AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  Tra ding  fonds  Zertifikate  rohstoffe Das Ende des Öl-Zeitalters Prometheus-Statue auf der Rockefeller Plaza vor dem Rockefeller- Center, 5th Avenue, New York Vor mehr als einem Jahrhundert machte John D. Rockefeller mit der Standard Oil ein sagenhaft großes Vermögen. Das Rockefeller-Center in Midtown Manhattan kündet davon. Nun vollzieht die Familie Rockefeller, die bislang Exxon kontrollierte, hierzulande über Esso-Tankstellen bekannt, einen Strategiewechsel, der historisch zu nennen ist. Rockefeller und Kohle und Öl – das war einmal. Die Rockefeller-Familie gibt ihre Anlagen in fossile Brennstoffe und damit am Ölriesen Exxon auf. Konkret kündigte der Rockefeller Family Fund, eine Wohltätigkeitsorganisation, den sofortigen Plan an, seine Anteile an dem Konzern abzustoßen. Die Beteiligungen im Bereich Kohle und an Lagerstätten Ölsand in Kanada werden nun so schnell wie möglich abgestoßen. Angesichts der existenziellen Bedrohung, der sich die Menschheit und das natürliche Ökosystem ausgesetzt sähen, gebe es für Unternehmen „keinen vernünftigen Grund, weiter nach neuen Kohlenwasserstoff-Quellen zu suchen“. Die Stiftung wendet sich damit von den Ursprüngen des sagenhaften Reichtums der Rockefeller-Familie ab. Vor mehr als einem Jahrhundert machte John D. Rockefeller Sr. mit der Vermarktung von Öl und Ölprodukten ein Vermögen. Standard Oil war lange die wertvollsten Marken weltweit, und heute ist daraus, nach der Fusion mit Mobil Oil, die Exxon Mobil geworden. Seit einiger Zeit sieht der Rockefeller Family Fund die Firma Exxon kritisch. Das Verhalten bei Klimathemen scheine „moralisch verwerflich“, hieß es in der Mitteilung. Der Rockefeller Family Fund verwaltet 130 Millionen Dollar, die er vor allem in Werte steckt, die sich auf die Umwelt, Frauenrechte und Zivilrechtsorganisationen. Rund acht Millionen Dollar waren bislang in fossilen Brennstoffen angelegt. Künftig soll es weniger als eine Million sein. Der historische Schwenk scheint keinesfalls aus der Luft gegriffen. Im November leitete die New Yorker Staatsanwaltschaft gegen Exxon Ermittlungen ein. Dabei ging es um die Frage, ob der Konzern die Öffentlichkeit und Aktionäre über die Risiken des Klimawandels getäuscht hat. Exxon erklärte damals, auf Geschäftsrisiken über Jahre hinweg unter anderem in Quartalsberichten hingewiesen zu haben. Es ist ein deutliches Signal: der Name, der einst das Öl zum alles beherrschenden Rohstoff machte, wird ab sofort für neue Ziele stehen. Damit folgen die Rockefellers anderen Marktteilnehmern wie etwa dem Norwegischen Staatsfonds, dem „Statens pensjonsfond utland“, der aktuell rund 760 Milliarden Euro verwaltet. Auch die Allianz AG aus München setzt zum Beispiel auf Dekarbonisierung. Das sind große Namen, aber am symbolhaltigsten ist doch immer noch derjenige der Rockefellers. Die aktuelle Entscheidung könnte damit der symbolische Akt sein, von dem später gesagt wird, dass damit das Ende des Öl-und-Kohle-Zeitalters endgültig eingeläutet worden sei. sig BÖRSE 66 am Sonntag · 11 | 201 6 Kolumne


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