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tra ding  Fonds  ZERTIFIKATE  rohstoffe  Lebensar t  AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN Der Profit-Faktor Erfolg und Misserfolg auf einen Blick Viele Börsianer warten auf den Super-Trade und vergessen dabei oft den Alltag mit den mittleren und kleinen Gewinnen und Verlusten. Auf der Suche nach dem perfekten Ein- und Ausstieg geht manchmal der Blick auf das große Ganze verloren. Dabei lässt sich Erfolg oder Misserfolg systematischen Handelns einfach mit dem so genannten Profit-Faktor überprüfen. Trading beginnt nicht mit dem Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Zu jedem sinnvollen Trade, der sich vom Gang ins Spiel- Casino unterscheidet, gehört die Vor- und Nachbereitung. Diese kann über eine Excel-Tabelle erfolgen, in die Käufe und Verkäufe sowie Gewinn und Verluste eingetragen werden. Zur Gedächtnisstütze mit entsprechendem Lerneffekt bietet sich ein Vermerk an, warum eine bestimmte Position gekauft oder verkauft wurde. Selbst die erfolgreichsten und besten Trader müssen dabei mit Verlusten leben. Wichtig für den Erfolg ist, dass der durchschnittliche Gewinn einer Handelssystematik den durchschnittlichen Verlust pro übersteigt. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist, dass die Anzahl der Verlust-Trades im Vergleich zu den Gewinn-Trades nicht zu hoch ausfallen sollte. Damit sind bereits wichtige Stellschrauben für den Börsen-Erfolg erfasst. Profit-Faktor Bei der Errechnung des Profit-Faktors wird die Anzahl der Gewinn Trades durch die Anzahl der Verlust-Trades dividiert. Zudem wird der durchschnittliche Gewinn durch den durchschnittlichen Verlust geteilt. Beide Ergebnisse werden miteinander multipliziert und ergeben dann den Profit-Faktor. Bei einem Wert größer als eins ist das Handelssystem profitabel, liegt es unter eins, verliert der Trader dauerhaft Geld. Ein Beispiel: Ein Trader hat 100 Trades absolviert und möchte sich informieren, wie profitabel sein Vorgehen war. Von den 100 Trades hat er 55 erfolgreich absolviert und mit Gewinn geschlossen, bei 45 Trades fiel ein Verlust an: 55/45=1,22. Weniger erfreulich: Die Gewinn-Trades hat der Trader mit 75 Euro Gewinn abgeschlossen, die Verluste brachten ihn im Schnitt ein Minus von 110 Euro: 75 Euro/110 Euro=0,68. Aus den Daten ergibt sich also ein Profit-Faktor von 1,22 x 0,68=0,83 und damit das Ergebnis, dass das Handelssystem nicht profitabel ist. Stellschrauben setzen Die Zusammensetzung des Profit-Faktors zeigt nicht nur auf einen Blick, ob ein Handelssystem erfolgreich ist oder nicht, sondern legt auch offen, wo Handlungsbedarf besteht. Im Fall des Beispiels sollte entweder der durchschnittliche Verlust reduziert oder der durchschnittliche Gewinn erhöht werden. Wenn es im Beispiel gelingt, bei gleichbleibendem Verhältnis von Gewinn- und Verlust-Trades den Gewinn im Schnitt auf 95 Euro zu erhöhen und den Verlust auf 90 Euro zu senken, ergibt sich mit einem Wert von 1,3 ein Profit-Faktor von deutlich über eins. No free lunch Die Märkte haben auf Dauer nichts zu verschenken. Der Trading- Glückstreffer verliert seine Bedeutung, wenn regelmäßig und dauerhaft gehandelt wird, eventuell sogar mit dem Ziel, einen Teil seines Lebensunterhaltes damit zu bestreiten. Der Profit-Faktor hilft dabei, rasch festzustellen, ob ein Handelssystem ertragreich umgesetzt werden kann. Für eine realistische Sichtweise müssen in jedem Fall bei den durchschnittlichen Gewinnen und Verlusten die Trading- Gebühren berücksichtigt werden. Wissen BÖRSE 42 am Sonntag · 11 | 201 6


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