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rohstoffe  Lebensar t  AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  Tra ding  fonds  ZERTIFIKATE den letzten Wochen betont, dass sie an einer Stabilisierung des Ölpreises arbeiten wollen. Der Iranische Amtsinhaber Bidschan Namdar Sanganeh hatte beispielsweise festgestellt, dass er einen Preis zwischen 50 und 60 Dollar für ökonomisch halte. Und gerade erst hatten am Rande des G20-Gipfels die Staaten Saudi- Arabien und Russland angekündigt, eine gemeinsame Arbeitsgruppe einzurichten, um eine mögliche Förderbegrenzung zu diskutieren. Einigung unwahrscheinlicher denn je Doch diese Vorhaben stehen im krassen Gegensatz zur Realität. Das Hauptproblem in der Krise besteht nämlich in einem Produktionsüberschuss an den Märkten, der auf eine geringe Nachfrage trifft und damit zu einem niedrigen Preisniveau führt. Dieser Überschuss resultiert jedoch vor allem aus einem Kampf um Marktanteile, der die beteiligten Staaten zwingt, immer mehr Öl zu produzieren. So fördern Russland und Saudi-Arabien aktuell so viel Öl wie nie zuvor in der Geschichte der beiden Staaten. Und auch der Iran macht nach dem Ende der westlichen Sanktionen keinen Hehl daraus, dass es mindestens auf das Förderniveau zurückkommen möchte, dass es vor den Sanktionen innehatte. Dies würde bedeuten, dass Iran seine Produktion noch um mindestens 200.000 Barrel pro Tag steigern wird. Zudem haben Staaten wie Nigeria, Irak und Libyen bereits angekündigt, in der zweiten Jahreshälfte ihre Produktion wieder aufzunehmen. Darüberhinaus ist eine Begrenzung der Fördermenge schon aus rein praktischen Gründen problematisch. Denn die Staatshaushalte der meisten Petrostaaten hängen am Tropf des Ölverkäufe. Würden diese ihre Produktion verringern, der Preis jedoch nicht schnell steigen, wären Staaten wie Venezuela oder Brasilien wohl bald bankrott und selbst Saudi-Arabien und Russland würden in enorme Schieflage geraten. Ein schneller Anstieg des Preises wird jedoch durch die weltweit vollen Lagerbestände verhindert. Nicht zuletzt stehen aber auch die Streitigkeiten zwischen Saudi- Arabien und dem Iran einer Einigung im Weg. Die sunnitischen Saudis und die schiitischen Iraner gelten als heillos zerstritten. Im Januar hatte Riad nach gewaltsamen Protesten vor der saudischen Botschaft die diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen. Zuletzt sorgte der Ausschluss der Iraner von der Hadsch, der alljährlichen Pilgerreise nach Mekka, für einen neuen Tiefpunkt in den Beziehungen der beiden muslimischen Länder. Eine Einigung der beiden mächtigsten OPEC-Länder und damit auch das Ende der aktuellen Ölpreiskrise ist demnach unwahrscheinlicher denn je. Daran werden auch die aktuell in Algerien stattfindenden Gespräche des Kartells nichts ändern können. Egal, was führenden Politiker im Vorfeld auch behaupten mögen. Robin Schenkewitz WTI-Öl vs Brent-Ö Stand: 12.09.2016 Foto: © alphaspirit - Fotolia 56 BÖRSE am Sonntag · 111 | 201 6 Rohöl


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