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BÖRSE am Sonntag INVEST 2017

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Aktie des Monats Opfert Bayer Covestro für den Monsanto-Deal? Bei Bayer dreht sich derzeit alles um den historischen Deal mit dem US-Saatgut-Konzern Monsanto. Es soll die größte Übernahme werden, die jemals ein deutsches Unternehmen im Ausland tätigte. Um den Deal finanzieren zu können, trennen sich die Leverkusener sogar von Teilen der erfolgreichen Covestro-Tochter. 66 Milliarden Dollar. Das ist die Summe, die Bayer für die Übernahme des USSaatgutkonzerns Monsanto bietet. Ein sehr kostspieliges Unterfangen, insbesondere wenn man bedenkt, dass zusätzliche, derzeit in der Höhe schwer kalkulierbare, Kosten für die vermutlich langwierige Integration des in St. Louis gelegenen Agrarunternehmens in den Bayer-Konzern anfallen werden. Da verwundert es wenig, dass die Leverkusener mit leichtem Unbehagen auf die Konzernbilanz blicken, zumal der überwiegende Teil des Kaufpreises für Monsanto – 45 Millionen Dollar – fremdfinanziert werden sollen. Um den 11,8 Milliarden Euro hohen Schuldenberg etwas zu drücken, trennte sich Bayer kurzerhand von knapp elf Prozent seiner Anteile an der Kunststofftochter Covestro. Dabei wurden 22 Millionen Aktien zu einem Kurs von 66,50 Euro an institutionelle Investoren veräußert, die dem rheinländischen Chemie- und Pharmariesen knapp 1,5 Milliarden Euro in die Kassen spülten. Trotz des Verkaufs behält Bayer 53 Prozent an Covestro, dessen Papiere sich seit dem Börsengang im Oktober 2015 – der Ausgabepreis bezifferte sich auf 24 Euro – hervorragend entwickeln. Da die Leverkusener nach wie vor die Mehrheit an Covestro haben, können sie die abgespaltene Tochter weiterhin voll konsolidieren, an ihrem Erfolg an der Börse teilhaben, und auch von Covestros vorteilhafter Gewinn- und Cash- Entwicklung profitieren. Dennoch gehen viele Analysten wie beispielsweise Daniel Evans von Kepler Cheuvreux davon aus, dass sich Bayer zur besseren Finanzierung des Monsanto- Deals, der aus kartellrechtlicher Sicht umstritten ist und erst gegen Ende des Jahres in trockenen Tüchern sein könnte, bald komplett von der Tochter trennen wird. Ein Verkauf der verbleibenden 53-prozentigen Beteiligung brächte Bayer nach aktuellen Konditionen frisches Geld in Höhe von rund sieben Milliarden Euro. Auf der anderen Seite ist Covestro für Bayer wichtig: Im vergangenen Jahr war das auf die Entwicklung von chemischen Werkstoffen ausgerichtete Unternehmen ein Wachstumstreiber bei Bayer. Stark lief zuletzt auch das Pharmageschäft. Dank Medikamenten wie dem Schlaganfallmittel Xarelto, dem Augenpräparat Eylea oder den Krebsmedikamente Stivarga und Xofigo blicken die Leverkusener auf ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 zurück. Das operative Ergebnis (Ebitda) konnte um 10,2 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro gesteigert werden, während sich auf Covestro Stand: 23.03.2017 24 BÖRSE am Sonntag · II | 2017


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