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BÖRSE am Sonntag INVEST 2017

ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS Kolumne Wenn turbulente Aktienmärkte den Einstieg versüßen Bei Discount-Zertifikaten kann steigende Nervosität an den Märkten zu verbesserten Konditionen führen. Daher sollte es an günstigen Einstiegsgelegenheiten in diesem Jahr nicht mangeln. 46 BÖRSE am Sonntag · II | 2017 Christine Romar Zertifikate-Expertin bei der Citigroup Global Markets Deutschland AG Noch zeigen sich die Aktienmärkte von ihrer ruhigen Seite. So verharrt etwa der DAX seit Anfang des Jahres in einer verhältnismäßig engen Bandbreite von um die 250 Punkte, rund zwei Prozent also, und auch die Schwankungserwartungen für die kommenden Wochen fallen relativ gering aus. Von Nervosität also keine Spur. Ablesen lässt sich dies am VDAX-New, der aktuell nur wenige Punkte über seinen langjährigen Tiefständen notiert. Wie eine „Fieberkurve“ drückt das von der Deutschen Börse AG berechnete Volatilitätsbarometer die für die Zukunft erwartete Schwankungsbreite (implizite Volatilität) des Deutschen Aktienindex aus. Allzu lange dürfte dieser Zustand allerdings nicht anhalten. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass es ähnlich wie im vergangenen Jahr auch 2017 immer mal wieder zu gewissen Turbulenzen und damit verbundenen – punktuellen – Volatilitätsanstiegen an den europäischen Aktienmärkten kommen wird. Nicht unwahrscheinlich erscheint dies beispielsweise im Umfeld der französischen Präsidentschaftswahl (23. April / 7. Mai) sowie der Bundestagswahl im Herbst (24. September). Hinzu kommt die neue Unberechenbarkeit der amerikanischen Politik. Hohe Vola, hohe Renditen Insbesondere für Discount-Zertifikate hätte dies eine weitere Verbesserung der Konditionen zur Folge. Dabei lassen sich mit entsprechenden Produkten auf den DAX schon in relativ ruhigen Zeiten Seitwärtsrenditen von über sieben Prozent per annum erzielen. Nimmt die Nervosität an den Märkten zu, ist aber noch mehr drin. Um diesen Zusammenhang zu verstehen, ist zunächst ein kurzer Blick auf die Konstruktion der Produkte notwendig. So setzen sich „Discounter“ grundsätzlich aus einem Basiswert und einer verkauften Kaufoption auf diesen zusammen. Ihre Besitzer sind damit indirekt dazu verpflichtet, dem Käufer des Calls das jeweilige Underlying zu liefern, wenn er das am Laufzeitende verlangt. Daraus abgeleitet ermittelt sich der Cap, also der maximale Rückzahlungsbetrag eines jeden Discount-Zertifikats. Er entspricht dem Basispreis des verkauften Calls. Als Ausgleich erhält der Emittent des Zertifikats eine Optionsprämie. Je höher nun die Unsicherheit an den Märkten und damit verbunden die implizite Volatilität, desto üppiger fallen auch die Optionsprämien aus. Dies bedeutet wiederum, dass die ausgebende Bank dem Käufer des Discounters im Vergleich zu einem Direktinvestment in den Basiswert einen entsprechend höheren Rabatt (Discount) gewähren kann, wodurch die maximal zu erzielenden Renditen ansteigen. In der Realität zu beobachten war dies zum Beispiel rund um das Brexit-Votum der Briten, als die Seitwärtsrendite bei DAX-Discountern mit einer Restlaufzeit von zwölf Monaten zeitweise auf über neun Prozent nach oben gegangen ist. Einzelwerte statt Indizes Nochmals deutlich höhere Werte können in der Regel übrigens erzielt werden, wenn auf ausgewählte Einzeltitel als Basiswert zurückgegriffen wird. Diese legen in der Regel eine sehr viel stärkere


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