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BÖRSE 14 am Sonntag · II | 2018
Fotos © georgezach- Shuttercom.com
Als wesentlicher Treiber dieser Entwicklung
ist ausgerechnet auch der vielkritisierte
US-Präsident Donald Trump zu
nennen, der Ende des vergangenen Jahres
mit seiner Steuerreform dem rollenden
Stein der US-Ökonomie noch mehr
Schwung verliehen hat. Das zusätzliche
Geld, das den privaten Haushalten und
Unternehmen dank der geringeren Steuerlast
nun plötzlich zur Verfügung steht,
wird fleißig in Konsum und Investitionen
gesteckt. Das wiederum führt zu einem
Anstieg der Preise. Folglich hat sich der Inflationsausblick
auf 1,9 Prozent erhöht. In
den kommenden Monaten erwartet Powell
eine weitere Beschleunigung des Lohn-
und Preisdrucks. Für dieses Jahr rechnet
die US-Notenbank zudem mit einem BIPWachstum
von 2,7 Prozent. 2019 soll das
BIP um 2,4 Prozent wachsen, während bei
der Inflation ein Anstieg von 2,1 Prozent
erwartet wird. Die Arbeitslosenquoten
sollen für dieses und nächstes Jahr bei 3,8
bzw. 3,6 Prozent liegen. Für 2020 geht die
Fed beim BIP von einem Anstieg um 2,0
Prozent aus, während die Inflationsrate um
2,1 Prozent und die Arbeitslosenquote um
3,6 Prozent steigen sollen.
Angesicht der sich stärker als erwartet entwickelnden
Inflation könnten dieses Jahr
aus den bislang vorgesehenen drei Zinssteigerungen
deren vier werden. Während
sich Powell dazu noch nicht festgelegt hat,
aber aktuell sieben von 15 Teilnehmer der
Fed-Sitzung ebendiese vier Zinsschritten
!
für 2018 erwarten, geht Michael Feroli von JP Morgan dennoch
nach wie vor von dreien aus: „Wir rechnen weiterhin mit Erhöhungen
im Juni, September und Dezember“, schreibt der Ökonom.
Otmar Lang, Chefökonom der Targobank, wundert sich
indes, warum die US-Notenbank überhaupt vergleichsweise klare
Aussagen über die Anzahl der bevorstehenden Zinsschritte gibt.
Er empfiehlt der Fed „sich möglichst flexibel zu äußern und sich
bezüglich der Anzahl der Zinsanhebungen alle Optionen offen zu
halten“. Obwohl Randy Anderson, Chefökonom von Griffin Capital,
ein Abflauen der Wirtschaft für 2019 befürchtet, könnte sich
auch im kommenden Jahr die Zahl der Zinsschritte von zwei auf
drei erhöhen. Zwei weitere sollen schließlich 2020 folgen, sodass
die Zins-Spanne pünktlich zum Start des neuen Jahrzehnts 3,25
bis 3,5 Prozent betragen könnte.
Ganz anders sieht die Situation in Europa aus. Hier gehen Experten
nicht davon aus, dass sich die Europäische Zentralbank
an das Tempo der US-Notenbank beim Ausstieg aus der ultralockeren
Geldpolitik und der Erhöhung des Leitzinses anpassen
wird. Anders als in den Vereinigten Staaten von Amerika steigt
die Inflation in der Europäischen Union weniger stark als von der
EZB angestrebt. Zudem sinkt die Arbeitslosenquote im Euroraum
nur schleppend, während unterdessen die Kreditvergabe an Unternehmen
gerade erst zunimmt. Dennoch steigt der Druck auf die
Europäische Zentralbank, sich der US-Strategie anzupassen. „Der
neue Fed-Chef Jerome Powell hat den Weg für weitere Zinserhöhungen
freigemacht“, sagt Volker Treier, Außenwirtschaftschef der
Deutschen Industrie- und Handelskammer. „Damit erhöht sich
auch der Druck auf die EZB, den Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik
rascher zu vollziehen.“
Treier ist davon überzeugt, dass ein Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik
der guten Stimmung innerhalb der deutschen und europäischen
Wirtschaft „keinen Abbruch tun“ würde. Aus seiner
Sicht sei dieser Schritt konjunkturell überfällig. Ähnlich sieht es
der Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer ZEW, der
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