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BÖRSE 16 am Sonntag · II | 2018
Foto © Roman Babakin- Shuttercom.com
dem Euroraum über den Atlantik. Folglich dürfte der Euro künftig
gegenüber dem US-Dollar nachgeben, was sich wahrscheinlich
positiv auf die Exporte auswirken wird, und insbesondere schwächelnden
südeuropäischen Staaten wie Italien einen konjunkturellen
Schub geben könnte. Dennoch könnte sich die US-Strategie
als problematisch für Europa und den Rest der Welt herauskristallisieren,
da Powell mit den geplanten Zinserhöhungen Gefahr
läuft, den wirtschaftlichen Aufschwung zu stoppen, und ihn in einer
Rezession münden zu lassen. Insbesondere den Banken droht
ein beträchtliches Risiko. „Wenn sich die Zinsen verändern, muss
die Bank sofort mehr Geld an die Sparer bezahlen, aber erhält von
den Unternehmen und Hausbesitzern erst viel später eine Preiserhöhung.
In der Zwischenzeit verliert sie Geld im Rahmen einer
solchen Zinswende", erklärt Professor Jan-Pieter Krahnen von der
Frankfurter Goethe-Universität.
Mit großer Spannung wird zudem zu beobachten sein, ob sich die
Zinsentscheidungen der Fed auf die Entwicklung an den Börsen
auswirken. Zwar weisen Aktienmärkte und Zinsen keine unmittelbare
Abhängigkeit voneinander auf. Doch es ist anzunehmen, dass
die Attraktivität von Aktieninvestments
nachlässt, da die Unternehmensrentabilität
sinkt, wenn deren Finanzierung infolge
von Zinsanstiegen teurer wird. Zudem
könnten nach Zinserhöhungen Dividendenpapiere
gegenüber festverzinslichen
Anlagen an Popularität einbüßen. Somit
könnte weniger Kapital als in den vergangenen
Jahren in die Aktienmärkte fließen,
was zur Folge hätte, dass die Aktienkurse
langsamer oder gar nicht mehr steigen.
Die jüngsten Anhebungen des US-Leitzinses
hatten allerdings keinen negativen
Einfluss auf die Rallye der Aktienmärkte.
Sollte Powell die Zinsen jedoch künftig zu
schnell erhöhen, könnte dies einen Aktiencrash
auslösen. Aufgrund seiner Politik
der bedächtig gewählten, schrittweise
kleinen Zinserhöhungen ist es aber eher
unwahrscheinlich, dass es dazu kommt.
Was sich hingegen deutlich anbahnt, ist
der endgültige Schlussstrich unter die Zeit
des billigen Geldes. Der Ausnahmezustand
neigt sich seinem Ende zu, oder wie es der
bekannte US-Fondsmanager und in der
Szene als Anleiheguru gefeierte Bill Gross
ausdrückt: „Die Fed will beweisen, dass sie
wie ein kranker Patient aus dem Bett kriechen
und aufstehen kann.“ Nach den nervenaufreibenden
Jahren der Finanz- und
Wirtschaftskrise und der langen Phase
einer beispiellosen Geldüberschwemmung
der Märkte durch die Zentralbank könnte
die Einkehr einer nervtötenden Normalität
zur Abwechslung doch sehr willkommen
sein. Wim Weimer
USD in EUR Stand: 23.3.2018
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