Optionsscheinen, bei denen sich der Hebel kontinuierlich ändert.
Die Höhe des Faktors definiert, mit welchem Hebel der Strategieindex
die tägliche Kursveränderung nachvollzieht. Die Bandbreite
an verfügbaren Hebeln liegt meist zwischen zwei und zehn. Zu
beachten ist dabei, dass die Hebelwirkung sowohl für die erwartete
als auch für die gegenläufige Bewegung gilt.
Grundlage für die Berechnung des Strategieindex ist die Veränderung
des Basiswertes zum Schlusskurs des Vortages. Diese prozentuale
Veränderung wird dann mit dem Faktor multipliziert und
stellt die tägliche Bewegung des Strategieindex dar, der damit am
nächsten Tag eine höhere oder niedrigere Ausgangsbasis hat als der
Basiswert. Dadurch kommt es zur sogenannten Pfadabhängigkeit,
die ein Plus ist, wenn sich der Basiswert in die erwartete Richtung
bewegt und einen starken Trend zeigt. In diesen Fällen ist eine
exponentielle Gewinnentwicklung möglich.
Etwas kurzfristig ausgerichtete Trader
In Seitwärtsphasen und bei volatilen Kursen kommt dagegen der
Nachteil des konstanten Hebels, also der Pfadabhängigkeit zum
Tragen, wie das fiktive Beispiel (siehe Grafik) zeigt. Ausgehend
von einem Stand von 100 Euro sinkt die Aktie an Tag zwei um
drei Euro beziehungsweise drei Prozent. Der Strategieindex mit
dem Faktor 3 (x3) fällt dadurch um neun Prozent auf 91 Euro. Er
hat damit eine niedrigere Ausgangsbasis als die Aktie. Kommt es
nun an Tag drei zu einem Anstieg der Aktie auf das Anfangsniveau
von 100 Euro (+3,09 Prozent), reicht es beim Index x3 trotz
dreifacher Performance (+9,28 Prozent) nicht ganz, den Verlust
vom Vortag wieder auszugleichen. Weitere drei Tage später, notiert
die Aktie nach erneuten zwischenzeitlichen Rücksetzern wieder
auf dem Ausgangsniveau, während der Strategieindex x3 und
damit das darauf basierende Faktor-Zertifikat noch etwas stärker
hinterherhinkt.
Faktor-Zertifikate sind daher nicht für den mittel- und langfristigen
Einsatz geeignet, die man kauft und dann einfach liegen
lässt, sondern vor allem für den Intraday-Handel sowie für die
Ausnutzung sehr kurzfristiger starker Trendphasen. Das setzt eine
entsprechende Markterwartung voraus, die sich erfüllen muss. Andernfalls
sind durch die Hebelwirkung deutliche Verluste möglich.
Um einem Totalverlust entgegenzuwirken, sind Faktor-Zertifikate
mit einer Anpassungsschwelle ausgestattet. Wird sie unter- oder
überschritten, erfolgt eine untertägige Anpassung des Strategieindex.
Gleichwohl sind Verluste möglich, die wirtschaftlich einem
Totalverlust ähneln können. Faktor-Zertifikate sind daher für Trader
interessant, die sich der relativ hohen Risiken bewusst sind
und bereit sind, diese Risiken auch einzugehen. Essenziell wichtig
bei der Nutzung von Faktor-Zertifikaten ist zudem ein konsequent
und diszipliniert umgesetztes Risiko- und Money-Management.
BÖRSE am Sonntag · II | 2018
Schwerpunkt
35
Foto © intage Tone - Shutterstock.com
TRADING FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE AKTIEN UNF MÄRKTE UNTERNEHMEN
Wir wirkt die Pfadabhängigkeit bei Faktor-Zertifikaten?
/Shutterstock.com
/Shutterstock.com
/Shutterstock.com
/Shutterstock.com