FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN
Und Action!
Während der Hausse an den Aktienmärkten entschieden sich in den vergangenen Jahren
viele Anleger, ihr Geld mithilfe passiver Strategien anzulegen. Die Marktturbulenzen
von Anfang Februar deuteten jedoch bereits an, dass wohl auch dieser Bullenmarkt
irgendwann
enden wird – mit unvorhersehbaren Auswirkungen gerade auf
passive Fonds. Die Vergangenheit zeigt: Dreht der Markt, kann sich wahres aktives Asset
Management bewähren.
Immer wieder zitieren Experten und
Marktbeobachter den legendären Investor
und Fondsmanager Warren Buffett – nicht
nur aufgrund seines Erfolgs, sondern auch
wegen seiner bestechend simplen Sicht auf
die Finanzmärkte. Seine „Lieblingskennzahl“:
die Relation zwischen der Gesamtmarktkapitalisierung
aller US-Aktien und
dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Er beschrieb
dies einmal als „die beste Kennzahl,
um herauszufinden, wie die Bewertungen
zu einem gegebenen Zeitpunkt einzuschätzen
sind“. Überschreitet der Indikator ein
bestimmtes Niveau, gleicht der Aktienmarkt
laut Buffet einem Spiel mit dem
Feuer. Ebenso wie die Verschuldung eines
Landes ab 100 Prozent des BIP als nicht
mehr tragbar gilt, zeigt der „Buffett-Indikator“
ab diesem Niveau an, dass Vorsicht
geboten ist. Mittlerweile nähert sich diese
Kennzahl ihrer Höchstmarke aus dem Jahr
2000 von über 150 Prozent. Investoren
sollten sich fragen, ob es Zeit ist für ein
Umdenken.
Im gegenwärtigen Umfeld sehen Anleger
sich mit besonderen Umständen konfrontiert.
Wenn schon die Aktienbewertungen
verzerrt sind, gilt das erst recht für Anleihen,
deren Renditen der längste Bullenmarkt
der Geschichte auf bisher ungekannte
Tiefstände gedrückt hat. Dies beschwört die Duration herauf, die
die Anfälligkeit eines einzelnen Titels oder eines Anleiheportfolios
für einen Zinsanstieg anzeigt. Insbesondere weil es zurzeit so wenig
lohnt, sich über einen längeren Zeitraum an einen festen Zinssatz
zu binden.
Die Renditedifferenz zwischen zwei- und zehnjährigen US-Treasuries
hat sich jüngst auf nur 60 Basispunkte verengt. Demnach
müsste ein Anleger schon sehr davon überzeugt sein, dass die
US-Notenbank Fed den Leitzins kaum noch anheben wird, bevor
er sich darauf einlässt, das Durationsrisiko einer zehnjährigen Anleihe
zu tragen. Entsprechend bedeutet die Suche nach Rendite seit
der globalen Finanzkrise gleichzeitig auch, mit qualitativ schlechteren
Papieren immer höhere Risiken einzugehen. Damit steigt
jedoch das Ausfallrisiko. Viele „sichere“ Staatsanleihen bieten hingegen
mittlerweile nur noch negative Realrenditen und Investoren,
die Barbestände halten, werden sogar noch mehr abgestraft.
Aktive Outperformance, wenn der Markt dreht
Eine Möglichkeit, wie sich Anleger vor überteuerten Aktienbewertungen
schützen können, bieten paradoxerweise Aktienfonds
– wenn sie aktiv verwaltet werden. Seit der Jahrtausendwende,
vor allem nach der Finanzkrise, haben wir ungewöhnlich starke
Zuflüsse in passive Fonds und sogenannte „Indextracker“ beobachtet.
Die massive Zunahme solcher passiven Strategien ist
problematisch, da weniger Kapital aktiv angelegt wird. Dadurch
werden überbewertete Aktien noch teurer, während unterbewertete
Aktien billiger werden. Zudem haben wir über keine historische
Erfahrung, welche Folgen plötzliche, hohe Abflüsse aus
passiven Fonds haben könnten, die ein abrupter Abschwung an
den Aktienmärkten auslösen dürfte.
Gastbeitrag
BÖRSE 40 am Sonntag · II | 2018
Daniel Durrer
Head of Institutional
and Fund Distribution
(Continental Europe)
bei GAM