Vielleicht will Warren Buffett derzeit aber auch gar keine geeigneten
Objekte finden und hält sich bewusst zurück, da er eine weitere
Krise auf den Markt zukommen sieht und zuschlagen will, wenn es
schließlich so weit ist. Das glaubt zumindest Henry Asher, Präsident
der Northstar Group. „Wenn der Markt das nächste Mal 30 bis 40
Prozent einbricht“, schreibt Asher, werde Berkshire Hathaway wieder
„viele Deals zu machen haben“.
Buffett, dessen jüngster Megadeal mit dem Kauf des Luftfahrtzulieferers
Precision inzwischen schon drei Jahre zurückliegt,
empfindet es als „enttäuschend“, dass sich aktuell kein neues,
großes Investitionsobjekt finden lässt. „In den kommenden Jahren
hoffen wir, viel von der überschüssigen Liquidität für Unternehmen
auszugeben, die Berkshire dauerhaft besitzen wird“,
schreibt Buffett in seinem traditionellen Brief an die Aktionäre.
„Die unmittelbaren Aussichten dafür sind allerdings nicht gut:
Die Preise für Unternehmen mit guten langfristigen Aussichten
sind schwindelerregend hoch.“ Demzufolge investiert Berkshire
Hathaway das überschüssige Bargeld in Aktienrückkäufe. Das
erfreut die Anleger, denn der Wert der auf dem Markt verbleibenden
BÖRSE 14 am Sonntag · II | 2019
Aktien steigt durch dieses Manöver.
Weniger begeistert dürften Buffett und seine Gefolgsleute hingegen
von der lauter werdenden Kritik mancher Analysten sein. In der aktuellen
Analyse des Hauses Lynx-Broker wird beim Blick in die Zukunft
von Berkshire Hathaway eher auf einen Abwärtstrend getippt:
„Derzeit sieht es ganz danach aus, als ob die Bären einen Test nach
unten versuchen. Darum geben wir unsere Aussichten auf die Aktie
vorläufig auf die bärische Seite. … Noch aber haben die Bullen die
Chance, dieses Szenario zu verhindern. Hierzu müssten die Kurse
idealerweise in den kommenden Wochen die Marke bei 210 USDollar
nach oben durchbrechen. Dies wären wiederum deutliche
Kaufsignale.“
Aktuell rangiert die Aktie knapp unter dieser Bewertung. Von
Krise möchte Buffett dennoch nicht sprechen, wenngleich er sich in
Hinblick auf die ein oder andere Entscheidung in jüngerer Vergangenheit
eingestehen muss: „Ich lag in mehrfacher Hinsicht falsch.“
Dennoch hat sein Image als Börsenguru allenfalls leichte Kratzer
abbekommen, insbesondere wenn man bedenkt, dass Buffetts Aktien
zwischen 1976 und 2007 – dem letzten Jahr, in dem alle Käufe
veröffentlicht wurden – eine durchschnittliche Rendite von 24,58
Prozent erzielen konnten. Und durch die jüngsten Entwicklungen
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