Hinzu kommt, dass die Geldpolitik der Fed den Dollar belastet.
Eine schwächere amerikanische Währung bewirkt, dass Gold in
Ländern außerhalb des Dollar-Raums günstiger wird, was eine
stärkere Nachfrage und höhere Preise auslöst.
Beflügelt wird der Goldpreis außerdem insbesondere durch den
Handelskrieg zwischen den USA und China. Während die Vereinigten
Staaten im Handelsstreit mit Einführzöllen vorgehen,
wertet das Reich der Mitte seine Währung ab, verkauft US-Staatsanleihen
und kauft an deren Stelle Gold. Dem stetigen Anstieg
von Chinas Goldreserven könnte zudem eine strategische Bedeutung
zuteilwerden. So ist nicht auszuschließen, dass die politische
Führung des einwohnerstärksten Landes der Erde den Plan verfolgt,
eines Tages die eigene Währung Yuan-Renminbi zu einer
goldgedeckten Währung zu machen. Das hätte unter anderem den
Vorteil, die Wirtschaft vor dem Risiko einer Inflation zu schützen.
China und Russland wollen sich also auch aus politischen Gründen
von ihren Dollar-Beständen trennen, um sich von der Dominanz
der US-Währung zu emanzipieren. Auch die Türkei und
Kasachstan kurbelten ihre Goldkäufe mächtig an und verringerten
ihre Dollar-Reserven, um unabhängiger von den USA zu werden.
Die ungarische Zentralbank verzehnfachte zudem ihre Reserven
auf 31,5 Tonnen, und auch Polen kaufte massiv ein – 12 Tonnen
Gold. Insgesamt haben Zentralbanken noch nie so viel Gold
gekauft wie vergangenes Jahr. Laut World Gold Council (WGC)
stockten sie ihre Bestände um 651,5 Tonnen auf. Damit haben die
Notenbanken so viele Goldreserven wie zuletzt im Jahr 1971, als
die Preisbindung des Dollar an den Goldwert
aufgehoben wurde.
Auch im Januar setzte sich der Trend fort:
China war im ersten Monat des Jahres mit
11,8 Tonnen Gold der größte Goldkäufer,
nachdem die Zentralbank des Landes bereits
im Dezember 2018 volle 10 Tonnen
Gold erwarb. Des Weiteren kauften die
russische Zentralbank 6,2 Tonnen Gold,
die argentinische Zentralbank 7 Tonnen
Gold und die indische Zentralbank 6,5
Tonnen Gold. Weitere Goldkäufe im Januar
2019 verzeichneten die Zentralbanken
von Kolumbien (5,4 Tonnen), Kasachstan
(2,8 Tonnen), Kirgisistan (0,4
Tonnen) und der Eurozone (0,1 Tonnen).
Die türkische Zentralbank kaufte im Januar
2019 weitere 7,6 Tonnen Gold, während
die türkischen Geschäftsbanken ihre
Bestände um 5 Tonnen reduzierten.
Nicht zuletzt trägt auch die wachsende
Sorge vor einer Rezession der Weltwirtschaft
und einem Crash an den Finanzmärkten
zum Anstieg des Goldpreises bei.
Kurzum: Der Goldpreis dürfte 2019 weiterhin
Höhenluft schnuppern. Wim Weimer
BÖRSE 26 am Sonntag · II | 2019
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