Page 20

BaS_Print_01_2015_web_Teil_1

AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  Trading  FONDS  ZERTI FIKAT E  Rohstoffe  Lebensart reagiert der sonst so smarte und ruhige Amerikaner auch mal ungehalten. Auf Twitter, dem Parademedium für Publicity- Patzer und markige Worte, zum Beispiel. Denn in der Wüste von Nevada, genauer gesagt nahe der Stadt Reno, entsteht derzeit die größte Fabrik der Welt. Mit der „Gigafactory“ will Tesla die erwähnten günstigeren Batterien für seine Autos produzieren und die Branche revolutionieren. Medienberichten zufolge gab es zuletzt Verzögerungen beim Bau der Anlage – die Berichte waren jedoch offenbar falsch. Elon Musk teilte seinen mehr als 1,7 Millionen Followern mit, dass es alles nach Plan laufe, jeder mit einem Paar Augen in der Gegend um Reno könne das überprüfen. Es sei nicht besonders dezent. Gelobt von Kanye West, patzig auf Twitter: Das ist Elon Musk Andere Anlässe, sich auf Twitter zu äußern, sind für Musk zum Beispiel der Consumer Report 2014. Der Tesla S wurde dem Bericht zufolge im zweiten Jahr infolge zum beliebtesten Auto der Welt gekürt. Oder Raketenstarts. Schließlich kann nicht jeder User mal eben ein lässiges „Next launch in three weeks“ posten. Tatsächlich hat sich seine Raumfahrtfirma SpaceX in kurzer Zeit zur festen Größe in der Branche entwickelt. Im Januar fiel die Entscheidung der NASA, für eine neue Mission einen Teilauftrag über 2,6 Milliarden US-Dollar an Musks Unternehmen zu vergeben. Konkurrent Boeing ist ebenfalls beteiligt und erhält 4,2 Milliarden. Seit 2012 versorgt SpaceX die ISS mittels des Raumtransporters „Dragon“ mit Frachtgütern, an einer Version für Astronauten wird nun auch dank der NASA intensiv gearbeitet. Der für provokante Aussagen bekannte US-Rapper Kanye West lobte jüngst Elon Musk und verglich ihn mit Steve Jobs. Allerdings habe er mit der Veröffentlichung der Tesla-Patente etwas besser gemacht als kann man in 30 Minuten Strom für bis zu 270 Kilometer tanken. Weltweit gibt es davon – 2.000 Stück. An allen anderen Stationen dauert der Vorgang deutlich länger. Nicht nur die potenziellen Kunden, auch die Analysten der Finanzmärkte erwarten mehr von Tesla. Das US-Unternehmen präsentierte im Februar seine Geschäftszahlen und sorgte für Enttäuschung. Zwar steigerte man den Umsatz um 58,9 Prozent auf 3,19 Mrd. US-Dollar, aber es war den Beobachtern offenbar nicht genug. Tesla nannte als Grund das Wetter: Widrige Umstände hätten die Auslieferung von etwa 1.400 Autos im Dezember 2014 verhindert. Dafür steht aufgrund der immensen Entwicklungskosten ein Nettoverlust von rund 297 Mio. US-Dollar im Bericht, das ist viermal mehr als noch im Vorjahr. Tesla arbeitete zuletzt nicht nur am Model X, das ab 2016 ausgeliefert werden soll und das erste Auto für den Massenmarkt aus dem Hause der Kalifornier sein wird – 20.000 Reservierungen liegen bereits vor. Auch die Investitionen in die Gigafactory mitten in der Wüste von Nevada wurden sichtbar. Das größte Problem hat Tesla jedoch bei den Absatzzahlen. In China wurden die Verkaufsziele im Januar Tatsächlich hat sich seine Raumfahrtfirma SpaceX in kurzer Zeit zur festen Größe in der Branche entwickelt. klar verfehlt, jetzt sollen angeblich knapp 30 Prozent der etwa 600 Stellen gestrichen werden. Mehr Werbung, bitte? DW-Kolumnist Frank Sieren nennt für den bisherigen Misserfolg Teslas in Fernost zwei Gründe: Erstens sei die chinesische Regierung zwar willens, viel in den Ausbau der E-Mobilität zu investieren. Dabei stehe jedoch die heimische Industrie im Vordergrund, der Großteil der geschaffenen Infrastruktur sei mit Teslas Technik nicht kompatibel. Zweitens mache man in China nicht ausreichend Werbung, um die Tesla-Autos in den Augen der Menschen begehrlich zu machen. Thomas Langenbucher, Betreiber des Elektroauto Portals ecomento.tv, teilt offenbar diese Ansicht und sagte kürzlich im Interview mit W&V Online: „Für wen eignen sich Elektroautos, was können sie, was können sie nicht, wie praktisch sind sie im alltäglichen Gebrauch? Es müsste viel mehr überzeugende Praxisbeispiele und glaubhafte Testimonials der Hersteller geben.“ Unterdessen erweitert Tesla immerhin seine Produktpalette: Ende 2014 kündigte Elon Musk eine Dualmotor-Allradversion des Model S. Das Unternehmen beschreibt die Leistung des Fahrzeugs als „brachial“. Dass Musk gerne große Töne spuckt, weiß man mittlerweile. Ob seine Vorhaben realisierbar sind, daran scheiden sich die Geister. Wenn jemand aber seine Fortschritte zu Unrecht in Zweifel zieht, BÖRSE 20 am Sonntag · 1 | 201 5 HTT /Musk


BaS_Print_01_2015_web_Teil_1
To see the actual publication please follow the link above