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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  Trading  FONDS  ZERTI FIKAT E  Rohstoffe  Lebensart Pro & Contra Synthetische ETFs: Entscheidungen ohne Emotionen treffen Nicht wenige Emittenten nehmen synthetische Indexfonds aus dem Programm. Doch der Fokus auf physisch replizierende ETFs ist nicht immer gut für die Anleger. Das Misstrauen der Anleger in die Finanzmärkte sitzt tief und macht auch vor passiven Produkten nicht Halt. Und das hat dazu geführt, dass zuletzt vermehrt Emittenten von börsennotierten Indexfonds (ETFs) dazu übergegangen Thomas Buckard Vorstand der Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen, Wuppertal sind, deren Konstruktion zu verändern: weg von synthetischen, zurück zu physisch replizierenden, lautet die Devise. Manche Häuser bieten diesem Trend entsprechend gar keine synthetischen ETFs mehr an und haben die Produkte in diesem Zuge umgestellt. Dabei kann der Einsatz von synthetischen ETFs für Anleger durchaus gewinnbringend sein. Durch die Verbindung mit einem Swap-Geschäft kann der synthetische ETF Schwankungen in der Wertentwicklung bis zu einem gewissen Grad insofern ausgleichen, dass es beispielsweise keine Zeitverzögerung bei der Reinvestition von Dividenden und damit Verluste gibt. Deshalb bewegt sich ein solches Konstrukt in der Regel noch näher an der tatsächlichen Entwicklung des Zielindex’ als der physisch replizierende, da ungewollte Abweichungen aufgrund von Nachbildungsfehlern (Tracking Error) so gut wie ausgeschlossen sind. Ein weiterer Vorteil von synthetischen ETFs ist die steuerliche Behandlung. Im Mittelpunkt dabei steht, dass bei dieser Indexfonds- Konstruktion die Dividende als Kursgewinn betrachtet wird und nicht als Dividende wie beim physisch replizierenden ETF. Das heißt, dass synthetische ETFs nicht jährlich steuerlich belastet werden. Es fällt erst Abgeltungsteuer auf die Gewinne an, wenn der Fonds veräußert wird. Durch den Wiederanlageeffekt der gestundeten Abgeltungsteuer (zugegebenermaßen ist dieser derzeit sehr gering) über die Jahre hinweg wird die Nachsteuerrendite verbessert. Das bedeutet nicht, dass nur synthetische ETFs eine Existenzberechtigung haben. Für sehr sicherheitsbewusste Anleger bieten physisch replizierende Produkte neben einer besseren Verständlichkeit auch einen (zumindest kleinen) Sicherheitsvorsprung. Da bei einem synthetischen ETF die Rendite aus der Kreditwürdigkeit des Swap- Partners entspringt, sollten Anleger diesem Engagement vertrauen. Synthetische ETFs für mein Depot? Physische ETFs sind durch kein synthetisches Produkt zu ersetzen Physisch hinterlegte ETFs bergen ein geringeres Ausfallrisiko, sind transparenter und die Mär von höheren Kosten ist überholt.
Eine zentrale Funktion des Investmentvehikels „Fonds“ ist der Schutz des Investmentkapitals gegen die Insolvenz der Fondsgesellschaft. Die Konstruktion als Sondervermögen sichert die Trennung Guido vom Schemm Geschäftsführer der GVS Financial Solutions GmbH, Dreieich der Vermögenswerte von denen der Fondsgesellschaft. Dies ist aber nur von Nutzen, wenn diese auch einen Wert besitzen. Die physische Indexabbildung trägt genau diesem Umstand Rechnung und vermeidet die Aufnahme des zusätzlichen Risikos von Kontrahentenausfällen. Insbesondere für Aktieninvestoren, die der Substanz wegen in die Anlageklasse investieren, ist dies ein bedeutender Punkt. Das Zahlungsversprechen der Swap- Kontraktpartner wird in der Regel mit Sicherheiten hinterlegt, doch ob und wie diese Besicherung erfolgt und gemanagt werden, liegt in der Hand der Fondsgesellschaften. Wer entscheidet, welche Sicherheiten hinterlegt werden dürfte, ob sie werthaltig oder tatsächlich veräußerbar sind. Für Privatinvestoren eine Black-Box, die ein großes Vertrauen in die jeweilige Fondsgesellschaft voraussetzt. Wer diese Grundsatzauffassung teilt, wird die fallweise geringere Effizienz der Indexabbildung bei der physischen Replikation hinwegsehen können. Denn gerade die Abbildung umfangreicher Indizes kommt hier an ihre Grenzen. Die in diesen Fällen angewandte optimierte Replikation konzentriert sich auf die Indexschwergewichte, was durchaus zu Abweichungen vom Index führen kann. Die Liquidität synthetischer und replizierender ETFs ist heute nahezu identisch. Je exotischer der Markt, desto größer werden jedoch die Unterschiede. Hier ist aber ohnehin ein aktives Fondsmanagement vorzuziehen. Oft wird angeführt, dass der Anleger die höhere Sicherheit mit höheren Kosten bezahlt. Nach einer Auswertung von Black Rock ist dies aber nicht in allen Märkten der Fall. BÖRSE 08 am Sonntag · 1 | 201 5


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