Page 10

BaS_Print_04-14

AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  Trading  FONDS  ZERTI FIKAT E  Rohstoffe  Lebensart Der Crash muss warten Eigentlich müsste der Crash schon da sein, doch wo ist er? Zum einen sprechen emotionale Faktoren gegen einen Crash. Von Börseneuphorie und einer "Hausfrauenhausse" kann man beim besten Willen nicht sprechen. Ganz im Gegenteil, die Anleger sind vorsichtig und investieren nur dosiert in den Aktienmarkt. Trotz Negativzinsen steigen die Aktienkurse nicht. Für eine Aktiencrash fehlt außerdem eine zu optimistische Bewertung. Der DAX hat jüngst auf schwache Unternehmenszahlen reagiert und sank zwischenzeitlich deutlich auf unter 9.000 Punkte. Auf Jahresbasis gesehen haben die Anleger quasi keinen Gewinn. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX liegt aktuell bei etwa 12 -unmittelbar vor Crashzeiten war es doppelt so hoch. Das Wirtschaftswachstum wird zwar schwächer, aber wir erwarten keine Rezession. Der stark gesunkene Ölpreis ist zudem das beste weltweite Konjunkturprogramm, das es geben kann. Eher zu erwarten wäre ein Rentencrash, der die Aktienbörsen mitzieht. Eine ähnliche Konstellation hatten wir Anfang der Neunziger Jahre, als Anleger heftige Verluste in Anleihen hinnehmen mussten. Das verhindert allerdings die Notenbankpolitik der EZB. Mario Draghi möchte die Bilanzsumme kontinuierlich erhöhen - um weitere unglaubliche 40 Prozent! Sicherlich eine ungesunde Entwicklung, wobei die Zinsen niedrig bleiben. Vielleicht ist die Frage nach dem anstehenden Crash auch einfacher zu beantworten. Traditionell steht jede langjährige Hausse auf zwei Beinen. Zuerst kommen umfangreiche Zinssenkungen zur Stimulierung der Wirtschaft und dann, nach einer Übergangsphase, ein sich selbst tragender breiter Wirtschaftsaufschwung. Sehr wahrscheinlich sind wir jetzt in genau dieser Übergangsphase, die diesmal etwas länger als die üblichen sechs bis zwölf Monate dauert. Somit folgt die bisherige Hausse im Wesentlichen den traditionellen Mustern und der Crash muss warten. Pro & Contra Kommt der Aktiencrash? Es ist angerichtet Positive Investmentstimmung, aussichtsreiche Gewinne und steigende Aktienkurse – das klingt nach guten Investitionsbedingungen! Und doch sind dies die Faktoren, die einen idealen Nährboden für ein heftiges Gewitter an den Aktienmärkten bilden. Allein der Auslöser fehlt noch. Seit Ausbruch der Finanzkrise kennen die Aktienkurse nur den Weg nach oben. In Hinblick auf die Gewinnentwicklung der Konzerne sind gestiegene Kurse gerechtfertigt, doch der gleichzeitige Anstieg der Bewertungen hat die Märkte aufgeblasen. Das Kurs-Gewinn- Verhältnis für den amerikanischen Aktienindex S&P 500 liegt mit beachtlichen 17 über dem historischen Durchschnitt. Das heißt, Investoren sind bereit, 17 Jahre auf ihr Return on Investment zu warten – wohlgemerkt auf einem stark gestiegenen Gewinnniveau. Viele Experten rechtfertigen die vergleichsweise hohen Bewertungen mit der stetigen Geldflut der Notenbanken. Angesichts der Jagd nach Rendite mag dies kurzfristig richtig sein, langfristig ist und bleibt der einzige Gradmesser für den Wert eines Unternehmens dessen Gewinn. Neben hohen Bewertungen bergen auch die gesteckten Erwartungen Enttäuschungspotenzial. Risiken haben nur noch die Wenigsten auf dem Kurszettel. Wie hoch die Zuversicht ist, vermag wohl am besten der Goldpreis widerzuspiegeln, der seit zwei Jahren ein Tief nach dem anderen markiert. Ob ein Stimmungsumschwung unmittelbar bevorsteht bzw. wann und in welcher Form dieser eintritt, kann wohl kein Experte vorhersehen. Gründe zur Vorsicht aber gibt es genug: politische Unsicherheiten in der Ukraine und dem Nahen Osten, die weiter voranschreitende Verschuldung der Industriestaaten und fallende Ölpreise - um nur einige zu nennen. Die größte Gefahr geht von der unbekannten Komponente aus, die überraschend eine Neubewertung der Rahmenbedingungen erforderlich machen kann. Vor diesem Hintergrund sei an Warren Buffets Erkenntnis „Seid gierig, wenn andere ängstlich sind und seid ängstlich, wenn andere gierig sind“ erinnert. Frank Wieser Geschäftsführer der Packenius, Mademann & Partner GmbH, Düsseldorf Susanne Woda Portfoliomanagerin der GVS Financial Solutions GmbH, Dreieich BÖRSE 10 am Sonntag · 1v | 201 4


BaS_Print_04-14
To see the actual publication please follow the link above