UNTERNEHMEN Trading Fonds ZERTI FIKAT E rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Wie robust ist SGL Carbon? Dem Werkstoff Carbon sagt man nach, er beeinflusse einen Autounfall anders als herkömmliches Aluminium oder Stahl. Für Insassen soll das sogar gefährlicher sein. Entsprechend wenige Autos sind bisher aus Carbon. Gefahr droht eher für Anleger, die in diesem Jahr bei SGL-Aktien eingestiegen ist. Kommt für den Autozulieferer jetzt der ganz große Crash? Am Anfang des Jahres wollte SGL Carbon eine neue Ära beginnen. Auf Robert J. Koehler, den Großindustriellen vom alten Schlag, folgte der elf Jahre jüngere Jürgen Köhler, der einen Generationswechsel und die Trendwende im viel zu ertragsschwachen Geschäft einläuten sollte. Ursprünglich war angedacht, dass der alte Firmenboss noch ein Jahr länger im Amt bleibt. Doch dabei soll die größte SGL-Aktionärin Susanne Klatten ein Wörtchen mitgesprochen und auf den jüngeren Nachfolger gedrängt haben. Mit gut 27 Prozent ist sie durch ihre Beteiligungsgesellschaft SKion direkt und mit weiteren gut 18 Prozent durch die BMW AG indirekt an SGL beteiligt. Im November zeigte sich der Aktienkurs von SGL wieder von seiner besseren Seite. Vermutlich nicht, weil der Hersteller vom Vorweihnachtsgeschäft profitiert. Denn über eine große Spule mit thermoplastkompatibler Carbonfaser freut sich eine Ehefrau unter dem Weihnachtsbaum wohl eher weniger. Jedoch scheinen die Umstrukturierungsmaßnahmen Im August stufte die Rating-Agentur Moodys die Kreditwürdigkeit von SGL Carbon auf B2 herunter. erstmals Wirkung zu zeigen. Die Quartalszahlen für das dritte Quartal stoppten den Abwärtstrend, der die SGL-Aktie Ende Oktober mit rund zwölf Euro zum schlechtesten Stand seit neun Jahren gebracht hatte. Das Geschäft der SGL Group ist mannigfaltig und beschränkt sich nicht nur auf den „Zukunftsstoff Carbon“, wie der besonders leichte und stabile Werkstoff gerne bezeichnet wird. So ist ein Hauptgeschäft des Unternehmens die Entwicklung von Grafitelektroden. Diese werden für das recyceln von Stahlschrott zu wiederum neuem Stahl benötigt. Leider stagniert das Interesse am Stahlrecycling in den letzten Monaten und ist sogar leicht rückläufig, wie einige Branchenexperten analysieren. Denn diese Methode gilt zwar als zukunftsträchtig, die Preise für Stahl aus Erz sind aber in der Vergangenheit so billig geworden, dass kaum ein Stahlhersteller aus finanziellen Gründen Interesse an recyceltem Stahl hat. Und das ökosoziale Image des Stahlrecylings allein veranlasst nur die wenigsten Stahlverarbeiter zum Kauf. Das also bringt SGL nicht in die Gewinnzone. Nun möchte der Konzern Personalkosten sparen und trennt sich von insgesamt 1.400 der weltweit insgesamt 6.000 Beschäftigten. Zwei Werke in Italien und Kanada wurden bereits geschlossen: Die Restrukturierung ist in vollem Gange. Nur die Früchte, die sie tragen soll, sind noch nicht richtig saftig. Immerhin konnte das BÖRSE 32 am Sonntag · 1v | 201 4 Unternehmen des Monats Foto: BMW Group
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