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UNTERNEHMEN  Trading  Fonds  ZERTI FIKAT E  rohstoffe  Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen mit der Umstrukturierung „SGL2015“ seit Beginn des Prozesses mehr als 130 Millionen Euro einsparen. Eine weitere Maßnahme im Rahmen der Neuausrichtung des Unternehmens war die Kapitalerhöhung im Oktober. Dazu sammelte der Konzern satte 267 Millionen Euro bei seinen Anteilseignern ein. Damit will SGL Schulden abbauen und seinen finanziellen Spielraum verbessern. „Wir stehen vor dem Durchbruch“, betont der Vorstandsvorsitzende immer wieder. Kleine Fortschritte sind allmählich auch ersichtlich, aber das große Bild stimmt noch nicht. Eine Ohrfeige aus den USA Das Wiesbadener Unternehmen musste sich in diesem Jahr auch eine Demütigung aus New York gefallen lassen: Im August stufte die amerikanische Rating-Agentur Moodys die Kreditwürdigkeit von SGL Carbon auf B2 herunter. Damit wird ein Investment in dieses Unternehmen als „spekulativ“ und verbunden mit „hohen Kreditrisiken“ eingeschätzt. Mit dieser Bewertung als Grundlage, entscheiden sich wohl die wenigsten potentiellen Anleger für einen Aktienkauf. Der Aktienwert ist eigentlich schon seit Jahren auf Talfahrtskurs. Zwar gab es immer mal wieder Ausreißer nach oben, aber der Negativtrend überwiegt eindeutig. Ein Zeichen für die Unbeständigkeit der SGL-Aktie ist auch die Tatsache, dass das Papier hin und wieder die Indizes wechselt. In den vergangenen Jahren stieg SGL mehrmals vom SDAX in den MDAX auf – und wieder ab. Momentan befindet sich der Fahrstuhlwert wieder im SDAX. Doch das kann sich schnell ändern. Das erinnert ein wenig an einen Schuljungen, der manchmal mit den größeren Jungs Fußball spielen darf und dann plötzlich doch wieder zum Murmelspielen geschickt wird. Die Namensrechte am Augsburger Fußballstadion möchte das defizitäre Unternehmen aus Prestigegründen übrigens weiterhin behalten. BMW ist Marktführer im Carbon-Verbauen und gleichzeitig Großaktionär bei SGL. Und auch andere Firmen haben nach SGLAngaben ihr Interesse bekundet. Wieso kann ein großer deutscher Werkstoff-Hersteller dann nicht von der florierenden Autoindustrie profitieren? Das liegt daran, dass bisher kaum ein herkömmliches Auto aus Carbon gebaut wird. Nur wenige Sportwagenhersteller wie McLaren, Lamborghini und Bugatti setzen auf den teuren Werkstoff. Die Karosserie des BMW-Elektroautos i3 ist ebenfalls aus diesem Kohlenstoff-Material gefertigt. Insgesamt gehe der Trend in den nächsten Jahren aber allenfalls zu Hybridbauweisen, also Kombinationen aus Carbon, Aluminium und Stahl, prognostiziert Professor Lutz Eckstein, Leiter des Instituts für Kraftfahrzeuge an der RWTH Aachen. Und selbst das werde sich wohl nur auf einem Nischenmarkt für Premiumfahrzeuge durchsetzen, vermuten andere Experten. Fazit Dass Carbon ein wichtiges Baumaterial der Zukunft sein wird, ist unbestritten. Dennoch schafft es SGL heute noch nicht, mit Carbon Gewinne zu erzielen. Kohlefaserverstärkter Kunststoff ist noch zu teuer, der Herstellungsprozess dauert zu lange und das Produkt ist noch nicht ausschöpfend industrialisiert worden. Erst wenn sich an diesen drei zusammenhängenden Schwächen entscheidend etwas verändert, kann Carbon zu einem Massenprodukt werden und SGL leichter an Gewinne kommen. Leider ist Carbon nicht die einzige Baustelle des Unternehmens. Baumeister Köhler hat jedenfalls alle Hände voll zu tun aus einem Verlierer des Jahres 2014 eine Gewinner Firma für sein zweites Amtsjahr zu gestalten. WCW BÖRSE 33 am Sonntag · 1v | 201 4 Unternehmen des Monats


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