Page 24

BÖRSE AM SONNTAG SONDERAUSGABE VIP 2017

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Die Scheichs auf ganz großer Einkaufstour Ganz anders verhält es sich da in Katar. Von ethisch vertretbaren Investments oder von Offenlegung der Fondszusammensetzung halten sie im Wüstenemirat wenig bis gar nichts. Und auch was das Investitionsvolumen des Fonds anbelangt, sind die Scheichs noch weit von den Skandinaviern entfernt. Doch Katar will mehr und investiert demzufolge weiterhin munter drauf los. 17 Prozent Rendite pro Jahr sind das erklärte Ziel. Zirka 50 Milliarden Dollar wollte und will man pro Jahr anlegen. Bereits jetzt kann man auf einen beachtlichen Fonds-Wert in geschätzter Höhe von 335 Milliarden US-Dollar blicken. Und dabei gibt es den Fonds erst seit dem Jahr 2005. Rendite erhofft sich das Emirat ähnlich wie Norwegen über seine Beteiligungen an internationalen Großkonzernen. So hält der Fonds beispielsweise Anteile in Höhe von drei Prozent an Siemens, was einem Wert von zirka vier Milliarden Dollar entspricht. Über Tochterunternehmen halten die Scheichs zudem knapp zehn Prozent an Deutschlands größtem Geldhaus, der Deutschen Bank. Ebenso ist der Fonds mit zwei Prozent am Mineralölkonzern Total beteiligt und mit fünf Prozent an der Schweizer Bank Credit Suisse. Am russischen Rosneft-Konzern hält man zehn Prozent der Anteile im Wert von 5,5 Milliarden Dollar. Und mit Royal Dutch Shell, BHP-Billiton und Glencore gehören noch bedeutende Anteile weiterer großer Rohstoffkonzerne zum Portfolio des Fonds. Zudem gehören den Scheichs 10,3 Prozent an der London Stock Exchange und 14,4 Prozent am Hamburger Logistik- und Transportunternehmen Hapag Lloyd. Auch diese Liste könnte noch um viele weitere Beteiligungen erweitert werden. Ob nun Norwegen oder Katar, Abu Dhabi oder Dubai: das Modell der Staatsfonds boomt. Vor allem in den ressourcenreichen Ländern der arabischen Welt. Denn hier hat man schon länger begriffen: Ewig lässt sich der eigene Wohlstand nur durch die Ausbeutung von Öl und Gas nicht finanzieren und aufrechterhalten. Konzerne und Anleger dürfte es in den allermeisten Fällen freuen. Die Kehrseite der Medaille allerdings ist: Die Macht von Staaten wie Katar, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Kuwait wird dadurch nicht kleiner. Und inwiefern diese Staaten Terror und Gewalt unterstützen, ist weiter nicht abschließend geklärt. Dass sie es aber in irgendeiner Form zumindest indirekt tun, gilt bei vielen Experten als ausgemachte Sache. Sich als Anleger an den Investment-Strategien der Groß-Fonds zu orientieren, ist deshalb aber trotzdem kein moralisches Verbrechen. Und was Norwegen angeht, kann man sich wohl ohnehin auf der sicheren Seite fühlen. OG BÖRSE 26 am Sonntag · III | 2017 Qatar Investment Authorrity Foto: © Danylo Rodionov - Shutterstock.com


BÖRSE AM SONNTAG SONDERAUSGABE VIP 2017
To see the actual publication please follow the link above