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Rohstoff-Strategie
Trump
treibt den Ölpreis
Via Twitter droht der US-Präsident einmal mehr mit Sanktionen. Diesmal schießt er gegen
den Iran – einen wichtigen Ölexporteur. Der Preis für den meist gehandelten Rohstoff dürfte
dadurch in den kommenden Monaten weiter steigen. Auch die Dauerkrisen in Venezuela
und Libyen verknappen das Angebot zusätzlich. Eine Lösung scheint derzeit nicht in Sicht.
„Wer mit dem Iran Geschäfte macht, wird
keine Geschäfte mit den USA machen“, hat
Donald Trump jüngst via Twitter erklärt.
Die US-Sanktionen seien die härtesten, die
je gegen den Iran verhängt worden seien.
Zudem würden sie ab November nochmals
verschärft, so der amerikanische Präsident
über die Kurznachrichtenplattform. Er wolle
auf diesem Weg nichts weniger als den Weltfrieden erreichen. Fraglich
ist nicht nur, ob seine Ankündigungen einen positiven Effekt
auf das friedliche Miteinander der Nationen haben, sondern auch,
wie der Ölpreis auf die Erklärung des US-Präsidenten reagiert.
Die Schätzungen des Effekts gehen weit auseinander. So erwartet
die ING Bank einen Rückgang um 500.000 Barrel, während Extremszenarien
1,5 Millionen Barrel pro Tag prognostizieren. Derzeit
exportiert der Iran pro Tag etwa zwei Millionen Barrel. „Wenn
der Rückgang der Ölexporte am oberen Ende der Schätzungen
liegt, steuern wir auf ein Defizit auf dem Ölmarkt zu“, sagt der
Rohstoffanalyst der niederländischen ING Bank Warren Patterson.
Auch Analysten der Commerzbank halten die Konsequenzen
der US-Sanktionen für problematisch, da die USA wohl keine
Ausnahmegenehmigungen für iranische Importe erteilen wird.
So sehr Trump den Iran mit seinen Sanktionen auch unter Druck
setzen möchte – mit Blick auf die eigene Innenpolitik muss er die
Auswirkungen abmildern. In den USA stehen Kongresswahlen an.
Steigende Benzinpreise würden dem US-Präsidenten deshalb nicht
in die Karten spielen. Und so hat er kurzum elf Millionen Barrel
aus einer für Krisenfälle vorgesehenen Ölreserve zum Abverkauf
freigegeben – eine strategische Entscheidung, die der Verknappung
entgegenwirkt.
Rohöl - Brent vs. WTI Stand: 14.9.2018
BÖRSE 58 am Sonntag · III | 2018