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Chinas Einfluss wächst
In den fünfziger und sechziger Jahren sprach man in Deutschland und Westeuropa von der
„Gelben Gefahr“ – unter Mao Tse Tung war China ein bedrohliches, verschlossenes Reich.
Die überraschend schnell „neue Weltordnung“ getaufte Unordnung nach 1990 und die
Auflösung der alten Machtblöcke scheint das Dunkle der Bedrohung genommen zu haben.
Das Unbekannte, von dem wir nichts wissen, dürfte einen größeren
Teil der Sicht auf China ausmachen als das Bekannte, oder bekannte
Unbekannte. Einen kleinen diesbezüglichen Einblick erhielt
die Wirtschaftswelt diese Woche, als Mohamad Mahathir, seines
Zeichens mächtiger und eigenmächtiger Herrscher Malaysias, einen
Aufenthalt in Peking dazu nutzte, die Zusammenarbeit am Verkehrsprojekt
der Neuen Seidenstraße aufkündigte. Milliardenverschuldung
beim chinesischen Hegemon sei Malaysias Sache nicht,
tat er kund und ließ sich das mit Schweigen quittieren. Ob China
dann nur mit Geld und guten Worten reagiert, wird man sehen.
Die Weltwirtschaft betrifft dies aber insofern, als China einen Arm
seiner in Arbeit befindlichen Handelsroute nach Westen und Süden
neu planen müsste. Mindestens 25 Milliarden Dollar waren vorgesehen,
um jenen Weg zum Indischen Ozean zu öffnen, ohne Wettbewerber
Indien um etwas bitten zu müssen. Das wirft ein Schlaglicht
auf Chinas wirtschaftliche Expansion in fast alle Richtungen.
Rückschläge nimmt der Welthandel im Moment durch immer
neue Facetten des Wirtschaftskrieges zwischen US-Präsident
Trump und den wichtigsten Playern im internationalen Handel
hin. Die jeweils neuesten Wendungen haben die Börsen weltweit
belastet – man hält die Auswirkungen mittelfristig inzwischen
für schwer kalkulierbar, weil Chinas Gegenmaßnahmen
erheblich drastischer
sein könnten als Trumps Zollschraube.
Immerhin lassen zahlreiche amerikanische
Unternehmen in China produzieren
und sind mit ihren Zulieferern dort dem
Wohlwollen der Kommunistischen Partei
und des Staates unterworfen, was Präsident
Trump offensichtlich in seinen möglichen
Auswirkungen nicht überblickt.
Sein Ziel, sämtliche Produktion amerikanische
Güter nach Amerika zurückzuholen,
lässt ihn die eher unheimliche
Folge eines solchen Aktes als Verheißung
verstehen. Aber ein Ford oder ein iPhone,
ausschließlich in den USA gefertigt, wäre
dann ein Produkt für lediglich jene Amerikaner,
die Trump nie wählen würden.
Es ist kompliziert. Dennoch – viel mehr
zählbare Auswirkungen und Erschütterungen
wird China mit seinen Aktivitäten
in Europa und Afrika erreichen.
BÖRSE 08 am Sonntag · III | 2018
Schliekers Börsenmonat
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