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Anlagetrends2016

Kommentar Amerikas Wirtschaft ist in einer guten Verfassung. Die Immobilienpreise erholen sich, es gibt mehr Jobs. Aber es fehlt noch etwas der Schwung. Was der nächste Präsident anpacken muss. 14 // Anlagetrends 2016 Amerika vor den Wahlen Am 8. November 2016 wählen die Amerikaner ihren nächsten Präsidenten. Wer am Ende die meisten Stimmen erhalten wird, ist momentan schwer zu sagen. Vorherzusagen, wie die Wirtschaft je nach Wahlsieger verlaufen wird, ist kaum möglich. So kann zum Beispiel ein Demokrat im Weißen Haus landen, der dann aber wiederum von einer republikanischen Mehrheit im Kongress blockiert werden kann. Es kommt also auf vielerlei Faktoren an. Es spielen internationale Entwicklungen in China, Russland oder Europa eine Rolle. Die Weltwirtschaft war noch nie so global vernetzt wie heute. Aber es gibt schon eine Grundtendenz, was mit der Wirtschaft passieren wird. Das haben die beiden Ökonomen Alan Blinder und Mark Watson von der Princeton University herausgefunden. Sie verglichen, welchen Einfluss demokratische und republikanische Präsidenten auf die US-Wirtschaft haben. Ihre Studie überrascht: Das Sozialprodukt wuchs mit Demokraten im Weißen Haus schneller. Sie schufen mehr Jobs, reduzierten die Arbeitslosigkeit, sorgten für steigende Unternehmensgewinne und höhere Renditen an den Aktienmärkten. Die Wissenschaftler führen es unter anderem auf eine friedlichere Außenpolitik und optimistischere Konsumenten zurück. Derweil befindet sich die Ökonomie auf dem Weg der Besserung. Amerikanische Familien haben ein höheres Vermögen. Die Immobilienpreise steigen. Die Arbeitslosenquote sank auf 5,1 Prozent. Der positive Trend dürfte sich fortsetzen. Geholfen hat das billige Geld der Notenbank, die Leitzinsen betragen seit 80 Monaten null Prozent. Mehr noch: Für mehr als vier Billionen Dollar kaufte die Notenbank über das quantitative Stimulusprogramm Anleihen und Wertpapiere vom Finanzmarkt auf. Nebenbei gab es Schützenhilfe vom „schwarzen Gold“: Das billige Öl wirkt wie ein Katalysator auf die Industrie, weil dadurch die Inputkosten sinken. Trotz des Rückenwinds gibt es Probleme. Sorgen bereitet die schwache Konjunktur in China. Die Krisenherde im Nahen Osten geraten zunehmend außer Kontrolle. Ein Hemmnis ist der starke Dollar. Und die kaum vorhandene Inflation. All das führte letztendlich dazu, dass Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank, die erste Leitzinserhöhung abermals aufschob. Es stimmt etwas nicht mit der Wirtschaft. Ein Problem ist die Kluft zwischen Arm und Reich, die immer größer wird. 14,3 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Bislang galt Amerikas Wirtschaft als widerstandsfähig. Nun steckt aber Sand im Getriebe. Egal, wer der nächste Präsident wird, die verkrümelnde Infrastruktur muss auf Vordermann gebracht werden. Gleichwohl gibt es viele positive Megatrends: Die Bevölkerung wächst um circa 1 Prozent jährlich. Sie ist, gemessen an anderen westlichen Nationen, vergleichsweise jung. Amerikas Kapitalismus ist trotz aller Kritik das erfolgreichste Wirtschaftssystem, das es gibt. Insofern besteht mittel- bis langfristig kein Grund, skeptisch zu sein. Es ist mit einem strammen Wachstum zu rechnen. Ganz gleich, wer im Weißen Haus sein wird – ob Hillary Clinton, Jeb Bush, Bernie Sanders oder Donald Trump. Unterbrochen wird dieser positive Langfristtrend freilich von Rezessionen, Turbulenzen und Krisen. Tim Schäfer Korrespondent an der Wall Street


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