Page 36

Anlagetrends2016

Anleihenmarkt 2015 Lehren aus einem spannenden Anleihejahr Wohin steuern deutsche Bundesanleihen? Hat der Renditeschock aus dem Frühjahr 2015 bereits die Wende zu höheren Zinsen eingeleitet? Oder liefert das Jahr nur einen Vorgeschmack auf abermals intensivierte Gelddruckprogramme 36 // Anlagetrends 2016 Dazu ein Blick zurück: Weil die Eurozone auch im Jahr sechs der Schuldenkrise partout nicht zu passablem Wachstum zurückkehrt, begann das Jahr 2015 mit einem Paukenschlag: Für stattliche 60 Milliarden Euro wird die Europäische Zentralbank (EZB) Monat für Monat Staats- und Unternehmensanleihen kaufen, verkündete deren Präsident Mario Draghi im Januar. Die im März gestartete Maßnahme, mit der die Notenbank das Renditeniveau und damit die Finanzierungskosten senken möchte, soll bis September 2016 laufen. Ziel ist es, die gefährlich an die Nulllinie abgesunkene Teuerungsrate auf das EZB-Ziel von „unter, aber nahe zwei Prozent“ zu heben. Prominente Kritik an der Flut billigen Geldes Die Währungshüter hantieren mit bislang noch nie verwendeten Instrumenten. Die Kritik ließ daher nicht lange auf sich warten. Professor Hans-Werner Sinn vom Münchener ifo-Institut verwies auf mögliche Folgen. Die EZB treibe die europäischen Staaten in Gläubiger-Schuldner-Verhältnisse. Die Folgen seien „nichts als Streit und Spannungen“. Damit nicht genug: Festverzinsliche Wertpapiere bilden die Basis vieler Altersvorsorgemodelle, deren Rendite nun schrumpft. Der Präsident des Versicherungsverbandes (GDV), Alexander Erdland, benennt eine weitere Folge: „Es wird weiterer Schaden für die Sparkultur in Deutschland angerichtet.“ Stresstests zeigten zudem, dass ein Viertel der Versicherer in Europa bei fortgesetzt niedrigen Zinsen nicht in der Lage ist, den Kapitalanforderungen nachzukommen. Der Markt, der somit in Anlagenotstand gerät, ist groß: Auf mehr als 4 Billionen Euro summiert sich das Anlageportfolio der Versicherungsbranche. Wie reagieren die Investoren? Enttäuschte Wachstumserwartungen und der Kampf der Währungswächter – damit ist das Spannungsfeld abgesteckt, auf dem Anleihe-Investoren im „Zinsjahr“ 2015 agieren. Und in der Tat ließ sich in den ersten Monaten des Jahres 2015 vortrefflich verdienen: Musste der Bund im Vorjahr noch 1,5 Prozent Zinsen auf seine zehnjährigen Darlehen zahlen, so schrumpfte die Rendite der Bundesanleihe im April bis unter 0,05 Prozent – spiegelbildlich stiegen die Kurse der „Bunds“. „Alles neu macht der Mai“ Mindestens ein prominenter Anleger traute der freundlichen Stimmung nicht. Bill Gross heißt er und gilt als der „Rentenkönig“, nachdem er lange Jahre bei der US-Investmentgesellschaft Pimco deren 240 Milliarden USDollar schweres Rentenfonds Flaggschiff gesteuert hatte. Er sah in einer Wette gegen Bundesanleihen die „Chance des Lebens“ – und bekam Recht: Von April bis Juni 2015 brachen die Kurse massiv ein. Die Umlaufrendite vervielfachte sich in kaum zwei Monaten und stand nach Abebben zweier starker Verkaufswellen plötzlich bei 0,77 Prozent. Seither rätseln Marktteilnehmer über die Ursachen. Als ein Inhalte Zinsen und Anleihen Anleihenmarkt 2015 . . . . 36 Lehren aus einem spannenden Anleihejahr Trends 2016 . . . . . . . . . . 38 Zinsdifferenzen nehmen zu Anleihe im Fokus . . . . . . 40 ThyssenKrupp Wissen . . . . . . . . . . . . . 42 Was bedeutet Zins- änderungsrisiko? Kommentar . . . . . . . . . . 43 Jörn Schiemann der Notenbanken? Von April bis Juni 2015 brachen die Kurse von Bundesanleihen massiv ein.


Anlagetrends2016
To see the actual publication please follow the link above