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Anlagetrends2016

Zinsdifferenzen nehmen zu Wer als Rentenanleger Erfolg haben möchte, sollte vor allem die großen zu erwartenden Kapitalströme im Blick behalten. Sie zeigen, wo die Wirtschaft wächst, wo die besten Zinsen zu vereinnahmen sind und – als Sahnehäubchen – noch Währungsgewinne winken. Wir sind um den Zinsglobus gereist. Unsere fünf Stationen: USA, Europa, Großbritannien, China und Japan. Die wohl spannendste Entwicklung für Zinsjäger dürfte in den kommenden Monaten in den USA bevorstehen. Zur Erinnerung: Als eine der ersten Notenbanken hatte die Federal Reserve Bank – damals noch unter ihrem Chef Ben Bernanke – den Leitzins im Dezember 2008 auf 0,25 Prozent gesenkt und sogleich mit dem Aufkauf von Anleihen die Geldmenge massiv ausgeweitet („Quantitative Easing“). Ihr Ziel ist es seither, den US-Arbeitsmarkt zu beleben. Und just dies gelang: Im zweiten Quartal 2015 wuchs die US-Wirtschaft um 2,3 Prozent. Für das Gesamtjahr wird mit plus 3,2 Prozent gerechnet. Zuletzt (Stand: August 2015) war die Arbeitslosenquote auf 5,1 Prozent gesunken – der niedrigste Stand seit April 2008. Somit gilt es unter Experten als wahrscheinlich, Die Fed-Chefin Janet Yellen ist bekannt für ihren Blick auf den Arbeitsmarkt. dass die Arbeitslosenquote im Wahljahr 2016 unter 5 Prozent fallen und damit den Bereich der Vollbeschäftigung erreichen wird. Arbeitsmarkt als zinsentscheidendes Kriterium? Die seit 2014 amtierende Fed-Chefin Janet Yellen ist bekannt für ihren Blick auf den Arbeitsmarkt – ihrem ureigenen Forschungsschwerpunkt als Ökonomin. Dies und die vom Markt konstatierte „Bringpflicht“ nach mehrfach verschobenen Zinserhöhungsankündigungen dürften das US-Zinsniveau in den kommenden Monaten wieder steigen lassen. Der Markt hat bereits einiges eskomptiert: Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere kletterte seit Januar 2015 um knapp 60 Basispunkte auf aktuell rund 2,2 Prozent. Im dreißigjährigen Bereich sind aktuell bereits wieder knapp 3 Prozent zu erzielen. 38 // Anlagetrends 2016 Europa: Tendenz uneinheitlich Anders ist die Lage für Anleihe-Investoren in Europa. Zwar erholen sich mit Portugal, Spanien und Irland einige der Krisenländer zunehmend. Doch die Wirtschaftsentwicklung ist insgesamt zu schwach, um den Märkten die „Kreditdroge“ namens Niedrigzinspolitik gefahrlos entziehen zu können. Im Gegenteil: Bedingt durch die Turbulenzen in China könnte sich die Notenbank zu einer neuerlichen Gelddruckrunde genötigt sehen. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit zuletzt wieder gestiegen. Das Renditeniveau ist für Rentenanleger zu gering, um als attraktiv zu gelten: Zehnjährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit rund 0,7 Prozent. Wer hingegen als risikobereiter Anleger die feste Überzeugung vertritt, dass Krisenstaaten wie Griechenland dauerhaft alimentiert werden, kann mit griechischen Staatsanleihen annähernd 9 Prozent pro Jahr erzielen. Erwacht Japan? Japan gilt als Negativbeispiel weltweit. Nach dem Bauboom im vergangenen Jahrhundert lasten auf dem Land erdrückend hohe Schuldenberge und lange Zeit eine Deflation. Aus letzterer versucht man sich seit 2009 mit aller Vehemenz zu befreien. Ein Mittel ist die Abwertung des japanischen Yen, der zu vielen Währungen deutlich einbüßte und somit (im Wortsinn „billig erkauft“) den Absatz der Japaner im Ausland ankurbeln soll. Allein zum Euro verlor der Yen in den vergangenen drei Jahren rund 35 Prozent. Die Interventionen sollten sich in 2016 fortsetzen. Dies ist gut für exportierende japanische Unternehmen und damit für den Aktionär, wenig ertragreich hingegen für den Rentenanleger aus dem Euroraum, der sich mit einem Renditeniveau von kaum 0,4 Trends 2016


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