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Anlagetrends2016

FONDS 47 Die Jahresendrally kommt ... Die Aussichten für DAX & Co. sind gut. Die Börsen werden es auch 2015 schaffen, eine solide Jahres-endrally hinzulegen. Anleger, die jetzt wegen des Kursrutschs im DAX untätig bleiben, werden sich schon bald ärgern. Denn der Einbruch ist vor allem ein deutsches Phänomen, mehr als andere Indizes wurde der DAX getroffen – und vor allem von VW nach unten gezogen. Der Schock über die Manipulati-onen hat zur immer gleichen Reaktion der Börsianer geführt: verkaufen, verkaufen, verkaufen, als gäbe es kein Morgen. Das ist allerdings das Gegenteil wirklich rationalen Handelns. Denn nicht umsonst heißt es: „Buy on bad news“ – oder zu Deutsch: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“. Demnach müsste jetzt eine gute Zeit sein. Auch wenn uns Skandale wie der um VW Kopfzerbrechen bereiten und durchaus noch einige ganz reale Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft sichtbar werden können: Nur weil ein Konzern manipuliert hat, ist nicht die ganze Welt schlecht. VW war einer der berüchtigten schwarzen Schwäne – ein Ereignis, das niemand so kommen sah. Jetzt aber ist es da, beschäftigt uns, die Märkte und die BILD-Zeitung auf Seite 1. Aber wie das so ist mit den Börsenmeldungen als BILD-Schlagzeile: sehr bald sind sie auch wieder vergessen. Der Skandal wird in den kommenden Wochen aus den Schlagzeilen, später ganz aus den Medien verschwinden – und damit auch aus den Köpfen der Börsianer. VW ist also eingepreist, weitere Bad News sind nicht in Sicht, das gesamte Szenario eigentlich sogar eher positiv. Was also wird die Börse tun? Sie wird wieder die funda-mentalen Daten anschauen. Und die sind in Ordnung: Der niedrige Ölpreis hält die Energiekosten gering, was Unternehmen wie Verbraucher gleichermaßen freut. Dazu kommt ein schwächelnder Euro, der eu-ropäische Güter im Ausland günstiger erscheinen lässt – oder schlicht die Margen der Hersteller erhöht. Sowohl die Binnenkonjunktur wie auch der Export laufen also auf einem soliden Wachstumspfad – trotz VW. Für den DAX bedeutet das vielleicht noch ein Abwärtspotenzial bis 8.500 Punkte. Bis zum Jah-resende wird er aber wieder die Marke von 10.000 knacken. Pro & Contra Kommt eine große Markterholung? Uwe Zimmer Vorstadt der Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln ... könnte 2015 ausfallen Historisch betrachtet gehören Dezember Monate zu den stärksten an der Börse. In den vergangenen 50 Jahren kletterte der DAX beispielsweise durch-schnittlich um knapp 1,8 Prozent. Eine Erklärung kann im sogenannten Window Dressing liegen. Dabei sind es dann oft bereits gut gelaufene Aktien, die von Fondsmanagern gekauft werden und dann nochmals zulegen. Oft werden hierbei Andreas Görler sen. Wealthmanager Wellinvest – Pruschke & Kalm GmbH, Berlin etwas marktengere Wer-te bevorzugt, bei denen bereits einzelne Transaktio-nen überproportionale Auswirkungen auf den Kurs haben. In der aktuellen Situation sieht es beim DAX aber eher bescheiden aus. Komplette Teilsegmente stehen unter Druck. Bankentitel leiden unter der verstärkten Regulierung und hausgemachten Prob-lemen. Die Versorgungswerte E.ON und RWE werden dafür abgestraft, dass abgestimmte Rückstellungen nicht gebildet wurden. Der politische Druck ist ext-rem hoch. Die nun notwendigen Beträge, die mit 30 Milliarden Euro lanciert werden, sind höher als die Marktkapitalisierung beider Aktien zusammen. Und nun hat VW dafür gesorgt, dass nicht nur der eigene Konzern, sondern auch die großen Konkurrenten Daimler und BMW erhebliche Kurseinbußen zu ver-zeichnen haben. Allein diese sieben Werte ziehen den DAX und alle davon abgeleiteten Produkte wie ETFs oder gemanagte Fonds mit Schwerpunkt deutsche Standardwerte nach unten. Man kann hier auch noch nicht dazu raten, diese Werte antizyklisch zu kaufen, auch wenn theoretisch die Möglichkeit besteht, dass BMW und Daimler aus dem „Dieselgate“ heil heraus-kommen und zu Unrecht abgestraft wurden. Von internationaler Seite stört die zögerliche Haltung der Fed in Bezug auf die Leitzinsanpassung. Ein klares Signal und eine Erhöhung auf die erwarteten 0,25 Prozent hätte hier zur Beruhigung beitragen können. Beim chinesischen Aktienmarkt rechnen wir weiter mit erhöhter Volatilität, staatlichen Eingriffen in den Kapitalmarkt, etwas abgeschwächtem Wachstum und einem sinkenden Renminbi. Aus fundamentalen Gesichtspunkten lässt sich eine echte Jahresendrally daher nicht ableiten.


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