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Anlagetrends2016

Trading 2015 68 // Anlagetrends 2016 Grafik 1: EUR/CHF (August 2014 bis Januar 2015) Grafik 2: EUR/CHF (Dezember 2014 bis April 2015) an Aktien oder Future-Kontrakten. So kommt ein Hebeleffekt zustande. Doch ein Trader braucht mehr als ein Instrument, mit dem er in den Weltmärkten nach Gewinnen auf die Jagd gehen kann. Der Markt muss hierfür auch geeignet sein. Da hatten es die Trader in diesem Jahr vergleichsweise einfach. Seit Oktober 2014 war bekannt, dass die Europäische Zentralbank die Liquidität im Markt erhöhen würde, was zu steigenden Kursen an den Aktienbörsen führt. Es war daher naheliegend, mit Index-CFDs auf einen steigenden Kurs zum Beispiel beim DAX zu setzen und an der Geldflut des Wertpapierkaufprogramms der EZB zu partizipieren. Aber nicht alle Marktsituationen sind so einfach. Läuft der Markt seitwärts oder bleiben die Bewegungen gering, so lässt sich kein Geld verdienen. Die naheliegende Lösung: die Position vergrößern. Besonders Anfänger übertreiben hierbei gerne und riskieren ihr Kapital. Da CFDs vergleichsweise billig sind, verleiten sie dazu, per Hebel selbst kleine Schwankungen im Markt mit großen Positionen auszunutzen. Steigt der DAX zum Beispiel nur gering, so lässt sich damit trotzdem noch ein Gewinn einfahren. Doch genau hier liegt die Gefahr. Denn auch die Verluste werden dadurch entsprechend gehebelt und vergrößern sich. Fällt der DAX unerwartet, so kann die Position schnell fallen und das Trading-Konto gegen null gehen. Üblicherweise gibt es dann vom Broker eine Warnung. Wird diese ignoriert, wird die Position zwangsliquidiert und das Geld ist verloren. Nicht ganz so rund lief es in diesem Jahr beim Handel mit CFDs, die auf Währungen basieren. Viele Amateure und auch Profis hatten sich auf den Handel mit dem Schweizer Franken eingeschossen. Es galt als abgemacht, dass die Schweizer Nationalbank den Kurs stabil halten würde. Schwankte er also in die eine Richtung, so würde er quasi garantiert die Gegenrichtung einschlagen. Unser Chart zeigt zunächst den Kursverlauf zum Euro von August 2014 bis Januar 2015. Auf diese Bewegungen hatten die Marktteilnehmer sich eingestellt. Doch im Januar erlebten die Trader ihr blaues Wunder. Die SNB gab ihre Haltung plötzlich auf und der Euro verlor zum Schweizer Franken sofort rund 30 %. Der zweite Chart zeigt den Zeitraum von Dezember 2014 bis April 2015. Viele hatten mit großen Positionen auf kleine Bewegungen gesetzt und sich darauf verlassen, dass Absicherungen beim Broker greifen, wenn sich der Kurs in die falsche Richtung entwickelt. Nicht so in diesem Fall: Eine Panik sorgte dafür, dass Broker ihre Absicherungen nicht glattstellen konnten. So wurden die Kundenpositionen erst dann liquidiert, als sie schon weit im Minus lagen. Brokerhäuser und institutionelle Händler verloren binnen Minuten Millionen. Und auch Privatkunden von CFD-Brokern bekamen die Rechnung präsentiert. In einigen Fällen forderten sie von ihren Kunden sechsstellige Beträge zurück, während der Kunde nur ein paar Tausend Euro auf dem Konto hatte. Die Kunden und die gesamte Branche dürften noch über das Jahr 2015 hinaus an den Folgen dieses Super-GAUs zu knabbern haben.


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