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Kommentar Die geldpolitischen Tauben sind nicht müde – erst recht nicht Meinung Robert Halver Kapitalmarktexperte Baader Bank „La Paloma Blanca“ In der Sprache der Notenbanker steht die Taube – im Vergleich zum Falken – für eine lockere Geldpolitik. Grundsätzlich sind bei der Fed die Falken zu einer ausgestorbenen Spezies geworden. Eher kann man dort von einer Taubenplage sprechen. Und die sind alles andere als müde – im Gegenteil, sie sind putzmunter, um nicht zu sagen hyperaktiv. Und an dieser gurrenden Betriebsamkeit wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Denn Janet Yellen, bisher Vizechefin der Fed, wird zukünftig Ben Bernanke als Boss der US-Notenbank Federal Reserve nachfolgen. Mit ihr hat US-Präsident Barack Obama den geldpolitischen Joker im Kampf um eine nachhaltige Konjunkturerholung Amerikas gezogen. Zwar hat auch sie sicherlich nichts gegen Inflationsbekämpfung in guten Zeiten einzuwenden, also wenn es wirtschaftlich und vor allem auf dem Arbeitsmarkt rund läuft. In konjunkturell immer noch unbefriedigenden Zeiten wie diesen jedoch steht Frau Yellen für eine bedingungslose Wirtschaftsstimulierung mit der Liquiditätskeule einer ultralockeren Notenbankpolitik. Geldpolitische Mutti-Qualitäten Diejenigen, die glauben, dass Frau Yellen sich als eine noch größere Taube als Herr Bernanke offenbaren könnte, die auf den Aufkauf von Staats- und Hypothekenanleihen von derzeit 85 Milliarden US-Dollar pro Monat noch ein paar Schippchen drauflegt, dürften allerdings enttäuscht werden. Aber das ist konjunkturell auch gar nicht nötig. Selbst Frau Yellen wird das Tapering fortführen. Und falls Ben Bernanke es mit Blick auf den US-Haushaltskonflikt bis Ende Januar 2014 nicht beginnen sollte, wird sie es einführen. Aus dieser Nummer kommt die Fed aus Gründen der Glaubwürdigkeit ohnehin nicht mehr heraus. Beim geringsten konjunkturellen Zweifel jedoch wird Frau Yellen langsamer und behutsamer tapern. Weise wird die weißhaarige Notenbankpräsidentin in spe jede geldpolitische Erschütterung für das konjunkturelle und finanzwirtschaftliche Amerika vermeiden. Sie weiß ganz genau, dass die Finanzmärkte seit der Lehman Pleite nicht mehr nach ihren bekannten, früheren Mustern verlaufen. Sie haben Terra incognita betreten: Überraschende Konsequenzen geldpolitischer Entscheidungen müssen akribisch bedacht werden. Daher wird Frau Yellens Umgang mit den Instrumenten der Notenbank dem Umgang einer Taubenmutter mit einem gerade geschlüpften Taubenküken entsprechen. Worte zerstören, wo sie nicht hingehören Als durchaus resolute und streitlustige Dame wird eine besondere Aufgabe von Janet Yellen darin liegen, die geldpolitische Kakophonie der regionalen Fed-Präsidenten zu beenden. Zur Erinnerung: Gerade das innerhalb der Fed muntere mediale Schüsseltreiben, ob das Tapering kommt und wenn ja, in welcher Form, in welcher Höhe und über welchen Zeitraum, hat u.a. zu einer massiven Kapitalflucht aus den Emerging Markets – sie sind bedeutende weltkonjunkturelle Sorgenpausen – geführt, obwohl bis heute noch kein einziger Tropfen weniger Liquidität seitens der Fed die Märkte erreicht hat. Das Motto von Frau Yellen wird sein: „ Auf jedem Schiff, was dampft und segelt, bin ich diejenige, die die Sache auch medial regelt.“ Wenn sie dieses Kommunikationsproblem löst, hat sie vielleicht mehr erreicht als die lockerste Notenbankpolitik. Frau Yellen wird zügig zur geldpolitischen Höchstform auflaufen. Dann wird ihr als nimmermüde weißhaarige „Taube“ garantiert der Spitzname „La Paloma Blanca“ verliehen. Und die Finanzmärkte? Insbesondere die westlichen Aktienmärkte werden auch 2014 weiter genüsslich gurren. 26 // Anlagetrends 2014


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