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Wissen Beispiel B: Selbstüberschätzung (Overconfidence) Nun haben wir noch ein Quiz für Sie. Bei den folgenden zehn Fragen geben Sie bitte jeweils eine hohe und eine niedrige Schätzung für jede Frage ab. Schätzen Sie so genau wie möglich! Hohe und niedrige Schätzung (zu 90 Prozent richtig) Martin Luthers Todesalter Martin Luther war mindestens ..… und höchstens ..… Jahre alt, als er starb. Länge des Nils in Kilometer Der Nil ist mindestens ..…. und höchstens ..…. Kilometer lang. Länder in der OPEC In der OPEC sind mindestens ..... und höchstens ..... Länder. Bücher im Alten Testament Es sind mindestens ..... und höchstens ..... Bücher im Alten Testament. Kilometer bis zum Mond Es sind mindestens ..... und höchstens ..... Kilometer bis zum Mond. Gewicht eines leeren Airbus 380 in Kilogramm Ein leerer Airbus 380 wiegt mindestens ..... und höchstens ..... Kilogramm. Todesjahr von Mozart Mozart starb frühestens im Jahr ..... und spätestens im Jahr ..... Schwangerschaft eines Elefanten in Tagen Eine Elefantenschwangerschaft dauert mindestens ..... Tage und längstens ..... Tage. Entfernung zwischen London und Tokio in Kilometern Die Entfernung zwischen London und Tokio beträgt mindestens ..... Kilometer und höchstens ..... Kilometer. Tiefster Punkt im Ozean in Metern Der tiefste Punkt im Ozean liegt bei mindestens ..... und höchstens ..... Metern. Wie viele Fragen haben Sie richtig beantwortet? Normalerweise liegt die Quote zwischen 4 und 7 richtigen Antworten. Woran liegt die hohe Fehlerquote? Die Antwort ist relativ simpel: Wir überschätzen unsere eigene Urteilsfähigkeit. Und seltsamerweise gilt dies auch für Experten. So hat der Politikwissenschaftler Philip Tetlock sich einmal die Prognosen von Politikberatern angeschaut und mit den tatsächlichen Ergebnissen verglichen. Er hat festgestellt, dass die Prognosen der Experten für das eigene Fachgebiet weniger zuverlässig waren als die Prognosen für fremde Fachgebiete. Dies hat mit zwei Faktoren zu tun: Zunächst einmal ist die Zukunft offen, und zweitens weiß der Experte einfach zu viel über sein Fachgebiet. Deshalb sind seine Prognosen zu detailliert und können somit natürlich auch leichter danebenliegen. Was für Politikexperten gilt, bestätigt sich auch bei Aktienmarktexperten. In einem Vergleich zwischen Studenten und Finanzmarktexperten war nicht nur die Zuversicht letzterer höher, bessere Prognosen zu stellen, sondern auch die Fehlerrate war höher. Genauso wie wir, wenn wir die Schwangerschaftszeit von Elefanten erraten sollen, unterliegen die Finanzexperten dem Phänomen der Selbstüberschätzung. Die Erkenntnis von Platon – „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ – sollten sich gerade Finanzexperten zu Herzen nehmen. Fazit Wie an den beiden Beispielen sehr schön zu sehen ist, handeln Menschen häufig aus ganz anderen Intentionen als aus rationalen Überlegungen heraus. „Intuition“ ist nichts weiter ein Autopilot, der als evolutionärer Kompass kompliziertes Überlegen ersetzen will. Auch die Selbstüberschätzung ist gefährlich, da wir unsere Urteilsfähigkeit als besser einschätzen, als sie sein kann. Die Behavioral Finance hält uns einen Spiegel vor, der uns besser verstehen lässt, wie wir ticken. Lösung: 63; 7536 km; 13 Länder; 39 Bücher; 3900 km; 1756; 645 Tage; 10.726 km; 11.033 m 72 // Anlagetrends 2014


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