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Währung im Fokus Yen vor weiterer Abwertung? Japan befindet sich seit den Neunzigerjahren in einer historisch beispiellosen Deflationsspirale. Neue Hoffnung auf ein Ende dieser wirtschaftlichen Misere schürte die Übernahme der politischen Macht durch die von Shinzo Abe geführte Liberaldemokratische Partei (LDP) im Dezember 2012. Seither versucht Premierminister Abe mit der nach ihm „Abenomics“ benannten Wirtschaftspolitik das Ruder herumzureißen. Obwohl im Land der aufgehenden Sonne aufgrund jahrelangem Deficit-Spending bereits die höchste Staatsverschuldungsquote aller Industrieländer herrscht (237 % des BIP in 2012 / 7,8 Billionen Euro, Stand 30. Juni 2013) und rund die Hälfte der Staatsausgaben durch neue Kredite finanziert werden, soll nun mithilfe von massiven Konjunkturprogrammen, einer enormen Geldschwemme sowie umfangreicher Deregulierungsmaßnahmen die jahrzehntelange Wirtschaftskrise durchbrochen werden. Zudem soll das Potenzialwachstum in der drittgrößten Volkswirtschaft, die unter einer sehr ungünstigen Demografie leidet, gesteigert werden. Kein leichtes Vorhaben, wenn man bedenkt, dass in 2013 laut jüngsten Daten in Nippon erstmals mehr Windeln für Erwachsene als für Babys verkauft werden. In Reaktion auf die weltweite Finanzkrise im Jahr 2008 hatte der Yen als klassische Fluchtwährung bis in das Jahr 2012 hinein kräftig aufgewertet, worunter die exportlastige japanische Wirtschaft zu leiden hatte. Auf „Abenomics“ bzw. die daran geknüpften Erwartungen reagierte der Devisenmarkt dann mit einem stark abwertenden Yen. Dies ist aus volkswirtschaftlicher Sicht auch plausibel. Die Geldschwemme sorgt für ein größeres Angebot an der Valuta. Neben der bereits seit den Neunzigerjahren anhaltenden faktischen Nullzinspolitik steuerte der neu eingesetzte Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, quantitative Lockerungsmaßnahmen bei, um die wirtschaftliche Erholung zu stützen und das angestrebte Ziel zu erreichen, die Inflation binnen zwei Jahren bis auf 2 Prozent zu führen (Stand August 2013: Fünfjahreshoch bei 0,8 Prozent). Die BoJ kauft derzeit rund 70 Prozent der neu ausgegebenen Staatsanleihen (7 Billionen Yen monatlich), um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten. Die Inflationserwartungen stiegen in den vergangenen Monaten bereits an, bleiben im Vergleich zur Situation in anderen etablierten Märkten jedoch weiterhin niedrig. Die konjunkturelle Erholung dürfte laut OECD an Dynamik verlieren. Sie erwartet eine Steigerung der Wirtschaftsleistung um 1,6 % in 2013 und 1,4 % in 2014 nach 2,0 % in 2012. Einen zusätzlichen Dämpfer könnte die für 2014 geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer von 5 % auf 8 % mit sich bringen. Mitglieder der japanischen Notenbank haben bereits signalisiert, dass eine noch expansivere Geldpolitik erforderlich werden könnte, um die Konjunkturlokomotive mit der geplanten Geschwindigkeit am Laufen zu halten. Die letzte Anhebung der Mehrwertsteuer in 1997 von 3 % auf 5 % trug nach Ansicht von Volkswirten seinerzeit maßgeblich zu einem Abrutschen in die Rezession bei. Damit spricht aus fundamentaler Sicht eine überwiegende Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Yen auf absehbare Zeit schwach bleibt. Yen-Bären auch technisch im Vorteil Betrachtet man sich den Kursverlauf des Yen gegenüber den beiden Hauptwährungen Auf „Abenomics“ reagierte der Devisenmarkt mit einem stark abwertenden Yen. 90 // Anlagetrends 2014


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